Wissenschaft und Schule: Diese Kombi trägt Früchte
In Österreich gibt es viele Initiativen zur Kooperation von Forschung und Schule - doch die jeweils unterschiedlichen Strukturen der Programme, andere Abwicklungsweisen und unterschiedliche Ansprechpartner führten dazu, dass "sogar im gleichen Haus oft einer vom anderen nichts wusste". Mit der im vergangenen Herbst geschaffenen Plattform "Young Science" wollte das Wissenschaftsministerium (BMWF) einen "One-Stop-Shop" für Schüler, Lehrer, Studienberater und Forscher schaffen, wo "endlich alle Kontakte zusammenlaufen", erläutert Petra Siegele, operative Leiterin von Young Science und der Programmschiene Sparkling Science, im Gespräch mit der APA. Das vom BMWF initiierte und finanzierte Projekt ist beim Österreichischen Austauschdienst (OeAD) angesiedelt.
Sucht ein Schüler beispielsweise Kontakt zur Uni, oder interessiert sich ein Pädagoge für die Teilnahme seiner Klasse an einem Forschungsprojekt, erhält er bei "Young Science - Zentrum für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule" alle nötigen Infos aus einer Hand. Die Beratung erfolgt persönlich, telefonisch und per E-Mail. Gute Unterstützung leistet die Seite auch Bildungsberatern. "Wir versuchen, diese gezielt zu erreichen und über die Plattform zu informieren", so die studierte Literaturwissenschafterin.
Sparkling Science
Begonnen hat alles im Jahr 2007 mit dem Programm zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung "Sparkling Science". "Anfangs gab es viele Zweifel, ob das unkonventionelle Konzept - Schüler arbeiten mit Forschern zusammen - funktionieren würde", so Siegele. Doch bald schon stellten sich Erfolge ein, und heute zählt Sparkling Science in diesem Bereich zum größten Projekt. Auch im Ausland verfolge man "Sparkling Science" neidvoll. "Wir hören von unseren Begutachtern aus dem deutschsprachigen Raum immer wieder, wie einzigartig das Programm ist", freut sich die Expertin.
Wer glaubt, nur technisch orientierte Schulen wären an einer Zusammenarbeit mit der Wissenschaft interessiert, irrt - ganz im Gegenteil. "Von den knapp 300 Schulen, die mitmachen, sind etwa 70 Volks- und Hauptschulen, zwei Drittel allgemeinbildende (AHS) und berufsbildende höhere Schulen (BHS), aber auch Berufsschulen oder landwirtschaftliche Fachschulen", so Siegele. 750 Wissenschafter, ebenso viele Pädagogen und über 30.000 Schüler haben bisher an Sparkling Science-Projekten teilgenommen. Dabei werden Berührungsängste zur Wissenschaft abgebaut - sowohl jene der Kinder und Jugendlichen, als auch jene von Eltern bzw. Erwachsenen.
Mit Rückhalt des Rektors läuft es leichter
Bewährt habe sich, wenn Rektoren hinter einem Forschungsprojekt stünden. "Dann ist alles viel einfacher", weiß die Fachfrau. Denn die beiden "sehr starren Systeme Forschung und Bildung" schon rein zeitlich unter einen Hut zu bringen, erfordere großen Aufwand.
Über die Jahre ließen immer wieder Erfolgsbeispiele aufhorchen. So schaffte es beispielsweise eine Innsbrucker Gymnasiastin, die am Sparkling Science-Projekt FEM_Trace mitforschte, ohne Aufnahmeprüfung als ordentliche Naturwissenschaftsstudentin an der ETH Zürich aufgenommen zu werden.
Außergewöhnlich auch diese Geschichte: Aus einem auf zwei Jahre angelegten Projekt zur Singvogelbeobachtung am Schulzentrum Sacre Coeur Pressbaum wurde letztendlich eine permanente Forschungsstelle. Gemeinsam mit dem Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung untersuchten Schüler, wie sich der Klimawandel auf heimische Singvögel auswirkt. Sie bauten im Werkunterricht Nistkästen, standen drei mal wöchentlich um 7.15 Uhr vor diesen und führten Protokoll. Im Geografieunterricht wurde der für eine statistische Aussagekraft richtige Abstand der Kästen berechnet, in Musik erarbeiteten die Schüler einen Vogel-Rap. Als dann die Jungen schlüpften, wurde extra eine Leinwand in der Aula aufgestellt, damit nur ja keine Infos verloren gingen. "Die Begeisterung für das Projekt war so groß, dass die Schule beschloss, eine reguläre Forschungsstelle zu werden. Mittlerweile gibt es Partner wie die Gemeinde Pressbaum oder sogar eine Schule in Spanien", erzählt Siegele.
Aktives Netzwerk aufbauen
Bei "Young Science", wo der Fokus auf der sekundären Bildung bzw. Schnittstelle zur tertiären Bildung liegt, geht es nicht nur um die Begeisterung von Schülern für Forschung und Entwicklung. Man will auch dazu beitragen, die Zahl der Studienwechsler und -abbrecher zu verringern. Derzeit sei es sehr schwierig für Jugendliche, sich im Dschungel der Ausbildungsmöglichkeiten zurechtzufinden, meint Siegele: "Unsere Plattform bietet eine einfache Navigation; es gibt viele Links für Unschlüssige, etwa Online-Berufsorientierungstests, auch Veranstaltungskalender, Infos über Mentoring-Programme und Tage der offenen Tür einzelner Universitäten usw.."
Zudem sei es ein Ziel, basierend auf den schon vorhandenen Kontakten, ein aktives Netzwerk für Lehrer und Forscher aufzubauen. "Es soll ein Pool an Interessierten entstehen, wo sich im Idealfall dauerhafte Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen und Schulen entwickeln", erklärt Siegele. Zu diesem Zweck würden gezielt in Frage kommende Ansprechpersonen auf beiden Seiten ausfindig gemacht.
Einen wichtigen Beitrag leisten soll auch die erste Young Science-Tagung am 28. Juni 2012, bei der erstmals fünf bis zehn Gütesiegel für erfolgreiche Forschungspartnerschulen vergeben werden. Diese "Best Practice"-Schulen dürfen sich zwei Jahre lang mit der Auszeichnung schmücken, dann erfolgt eine neuerliche Ausschreibung.
Service: www.youngscience.at, www.sparklingscience.at, 1. Young Science-Tagung am 28. Juni 2012 in Wien, Web: http://tinyurl.com/c4orruq
(Von Sylvia Maier-Kubala/APA-Science)