Österreichs Wasserqualität ist kein Selbstläufer
Von der kleinen Alpenquelle bis zum großen Donaustrom, vom romantischen Gebirgsteich bis zum weitläufigen Steppensee und den ausgedehnten Reservoirs im Untergrund – Österreich ist ein wasserreiches Land. Das lässt viele Menschen annehmen, dass es immer und überall in toller Qualität und ausreichenden Maßen vorhanden ist, ohne dass es dazu größere Anstrengungen braucht. Das ist ein Trugschluss.
"Wir leben in Österreich bezüglich des Wassers nicht auf der Insel der Glückseligen, wie viele meinen", sagt Franz Allerberger von der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien im Gespräch mit APA-Science. Das nasse Element ist hierzulande heutzutage in der Regel sauber und bekömmlich, doch dazu waren und sind große Anstrengungen nötig.
Hochquellleitungen und Kläranlagen machten Wasser gesünder als Wein
In Wien war es etwa im Mittelalter viel weniger gesundheitsschädlich, Wein anstatt Brunnenwasser zu konsumieren. Über die undichte Kanalisation gelangten Exkremente und Unrat in das Grundwasser, auch von Friedhöfen sickerte Einiges ein. In manchem Ort bat die Behörde damals, sich an diesem und jenem Tag nicht in den Fluss zu entleeren, weil dann aus dessen Wasser Bier gebraut werden sollte. Seither nahmen die Österreicher viel Geld in die Hand und boten große Anstrengungen auf, um die Situation zu verbessern. Die Wiener bauten bis 1873 und 1910 zwei Hochquellwasserleitungen, schlagartig verschwand die Cholera aus der Stadt und die Sterblichkeit sank.
Man baute in Österreich bis heute 1.883 Kläranlagen, über die sämtliche Abwässer, die in die Kanalisation gelangen, entsorgt und gereinigt werden. Die Abwasserreinigung funktioniert in mehreren Behandlungs-Stufen, erklärt Stephan Nemetz von der Abteilung Oberflächengewässer im Umweltbundesamt in Wien. Zuerst erfolgt eine mechanische Vorreinigung mit Rechen, Sieben, Sandfang und Vorklärbecken, wo sich grobe Stoffe absetzen. Bei der biologischen Stufe bauen Mikroorganismen Verunreinigungen ab. Schließlich erfolgt eine chemische Reinigung, wo zum Beispiel Phosphor aus Düngemitteln ausgefällt wird. "Damit haben wir große Erfolge erzielt, was die Reinigung von Abwässern aus Siedlungen und Industrieanlagen betrifft", sagt Nemetz. Mehr als 95 Prozent der Abwässer in Österreich werden im Kanal entwässert und über Kläranlagen gereinigt. Der Rest landet in Senkgruben und wird dort quasi zwischengelagert, abtransportiert und entsorgt. Dieses aufwändige Prozedere gewährleistet, dass die meisten Verunreinigungen aus dem Abwasser entfernt werden, bevor es in natürliche Gewässer eingeleitet wird, die man dann als "Vorfluter" bezeichnet.
Dinge, die man nicht im Wasser sehen will
Trotzdem gilt: Man kann natürlich nie alles aussieben, ausfiltern und herausreinigen. Verunreinigungen, ob Industriechemikalien, Medikamentenreste oder teilweise krankheitserregende Bakterien, können von den Flüssen in den Seen und Badegewässern, im Grundwasser und schließlich im Trinkwasser landen. "Wo die Donau als Vorfluter genutzt wird und die gereinigten Abwässer hineinkommen, haben wir natürlich viel höhere Konzentrationen als ein paar hundert Meter weiter weg im Grundwasser, geschweige denn im Trinkwasser, das dann bei der Leitung herauskommt", sagt Allerberger. Durch die modernen Messmethoden, mit denen man Verunreinigungen im Nanogramm-Bereich nachweisen kann, sieht man viele Substanzen im Trinkwasser, die man dort nicht sehen will: Zum Beispiel Antibiotika, Pflanzenschutzmittel und Industriechemikalien, die körperliche Botenstoffe (Hormone) bei der Arbeit stören. "Dass dies aber nicht nur Österreich betrifft, sieht man daran, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Grenzwerte nach unten korrigiert sehen will und für Kontrollen nach viel mehr Substanzen plädiert", erklärt er. Dies würde von der Europäischen Union (EU) und somit ihren Mitgliedsländern wie Österreich demnächst umgesetzt.
"Wir begrüßen diese strengeren Vorgaben", so der AGES-Experte. Eine solche problematische Substanz sei Bisphenol-A. Facharzt-Gesellschaften und die WHO klassifizieren den Stoff als endokrinen Disruptor und sehen es als erwiesen, dass Bisphenol-A beim Menschen bereits in kleinsten Mengen zur Entstehung von Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit, Störungen der Schilddrüsenfunktion und zu Entwicklungsstörungen insbesondere bei Kindern beiträgt. Auch die Abnahme der Fruchtbarkeit von Frauen und der Samenqualität von Männern könne darauf zurückgehen, so Allerberger: "Vor einem Jahrzehnt haben Organisationen wie Global 2000 Aktionen gemacht, um Bisphenol-A als Weichmacher aus den Babyschnullern zu verbannen, und viele - da schließe ich mich nicht aus - haben geglaubt, das ist übertrieben". Heute könne man es vereinzelt sogar im Trinkwasser nachweisen und wisse um seine Gefährlichkeit.
Regelmäßig auf Industriechemikalien untersuchen
Demnach sollte man nach dem Vorsorgeprinzip das Wasser in Österreich regelmäßig auf verschiedenste Industriechemikalien untersuchen, die zum Teil erst in Kombination mit anderen Verbindungen problematisch werden könnten. Bei vielen Industriechemikalien hätte man gar keine Vorstellung, was für gesundheitsschädliche Wirkungen sie bereits in niedrigen Konzentrationen haben können, sagt er. Wenn Schäden auftreten, sei es zu spät, denn man könne Substanzen nicht einfach aus dem Trinkwasser herauszaubern oder den Planeten wechseln. Deshalb sehe er es positiv, dass die EU mit der REACH-Verordnung verlangt, dass die verschiedensten Industriechemikalien getestet und bewertet werden, so wie es zum Beispiel bei Pflanzenschutzmitteln schon seit einem halben Jahrhundert Standard ist.
Mit derartigen landwirtschaftlichen Einträgen habe man auch beim Trinkwasser mit der Zeit umzugehen gelernt. Düngemittel wie Nitrate und Pestizide kommen durch die intensive Landwirtschaft in die Gewässer. Diese werden aber streng überwacht, sodass man Grenzwertüberschreitungen rasch erkennen und handeln kann. In Zukunft wird es also strengere Regeln bezüglich des Trinkwassers geben, vor allem was Industriechemikalien betrifft. So werden die Wasserversorger regelmäßig nach Spuren von Bisphenol-A suchen müssen.
Noch immer sei hierzulande Leitungswasser die bekömmlichste Variante, seinen Körper mit Flüssigkeit zu versorgen, erklärt Allerberger. Es ist auf jeden Fall "um ein Hauseck" gesünder als irgendwelche zuckerhältigen Sodawassergetränke oder gar Alkohol, der nachgewiesenermaßen krebserregend ist. "Die Zeiten, wo Wein gesünder war als das Trinkwasser, wie es im Mittelalter tatsächlich der Fall war, sind längst vorbei", meint er.
Trinkwasser aus Grundwasser
Das Trinkwasser kommt in Österreich samt und sonders aus dem Grundwasser. Etwa 50 Prozent davon stammen aus Quellen, wie etwa das Wiener Hochquellleitungswasser, so Johannes Grath von der Abteilung Grundwasser im Umweltbundesamt. Die restlichen 50 Prozent stammen aus Porengrundwasser-Vorkommen - Grundwasser in Lockergesteinen. "Das südliche Wiener Becken, das Marchfeld oder das Tullnerfeld sind zum Beispiel klassische Porengrundwasser-Gebiete, wo es Schotterablagerungen gibt, in deren Hohlräumen Grundwasser gespeichert ist", erklärt er. Die Grundwasserqualität in Österreich heißt er durchwegs gut: "Das kommt davon, dass wir ein sehr wasserreiches Land haben und dadurch eine hohe Rate an Grundwasserneubildung". Seit Anfang der 1990er-Jahre wird es durch ein umfangreiches Überwachungsprogramm kontrolliert. "Es werden jedes Jahr an zirka 2.000 Messstellen, die über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind, jeweils ein bis vier Proben genommen", sagt Grath.
Probleme gebe es am ehesten im Norden, Osten und Südosten Österreichs. "Dort sind einerseits die Niederschläge geringer als in anderen Landesteilen, andererseits die Bedingungen für die Landwirtschaft sehr gut, was zu einer sehr intensiven Nutzung führt." Dadurch komme es zum Eintrag von Nitrat und Pflanzenschutzmitteln ins Grundwasser. Bis man sieht, ob die Einträge zu einer Belastung des Grundwassers führen, kann einige Zeit vergehen. "Das Monitoring zeigt bei sogenannten diffusen Einträgen, bei denen Schadstoffe über längere Zeit auf die ganze Fläche aufgebracht werden und langsam in den Untergrund sickern, ob die Stoffkonzentration steigt", erklärt Grath. Deshalb sei es wichtig, regelmäßig zu kontrollieren und die Überwachungsprogramme ständig auf die Untersuchung neu auftretender Stoffe anzupassen, damit man nichts übersieht. Derzeit wird nach 130 Pestiziden analysiert, insgesamt nach rund 200 Schadstoffen. Wird bei diesen ein definierter Schwellenwert überschritten, leitet man Maßnahmen ein, damit die Verschmutzung reduziert werden kann. Bis statt verunreinigtem Grundwasser wieder sauberes in den Reservoirs im Boden ist, kann es einige Zeit dauern. Die "mittlere Verweilzeit des Grundwassers im Untergrund", vulgo das Alter des Grundwassers, kann in einigen Regionen, zum Beispiel im Osten des Landes, einige Jahre bis Jahrzehnte betragen. "Wenn die Erneuerung gering ist, dadurch die Verweilzeit im Boden lange, dann dauert es recht lange, bis Maßnahmen wirken", so der Experte.
Bäche und Flüsse leiden an Verbauung
Das Grundwasser kommt teilweise direkt aus Niederschlägen unter die Erdoberfläche, teils durch Migration aus Seen, Bächen und Flüssen. Bei den Fließgewässern gibt es unterschiedliche Arten der Belastung, erklärt Stephan Nemetz. Im gesamten Flusslängsprofil dominieren die hydromorphologischen Belastungen: Die Bäche und Flüsse sind oft zu sehr begradigt, sowie von Wehren, Schutzbauten und durch Wasserkraftwerken durchsetzt, was die Gewässer stark beeinträchtigt. "Vor allem die Lebewesen wie Fische und Organismen im Gewässerboden werden durch solche Bauten negativ beeinflusst", sagt er.
Laut Wasserrahmenrichtlinie wird der Zustand nach ökologischen und chemischen Gesichtspunkten bewertet. Wenn etwa Fische nicht wandern können, oder auf einem Gewässerabschnitt der Fischbestand deutlich anders ist, als er bei einem vergleichbaren natürlichen Bach oder Fluss sein sollte, wird die biologische Qualität als "mäßig" bis "schlecht" bewertet und somit der Gesamtzustand des Gewässerabschnittes. "Deshalb baut man zum Beispiel Fischtreppen bei Kraftwerken, um die Durchgängigkeit der Gewässer wiederherzustellen", so Nemetz. Davon profitiert etwa der Huchen, auch Donaulachs genannt. Er zieht normalerweise von Tieflandgewässern in höhere Regionen, um dort zu laichen. Wehre oder Kraftwerke verhindern seine Migration. "Beim ersten nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) hat man deshalb im Jahr 2009 Maßnahmen eingeleitet, um zunächst bei den größeren Gewässern und Donauzubringern Durchgängigkeit zu schaffen", erklärt er. Laut zweitem NGP 2015 soll dies nun auch bei kleineren Gewässern geschehen.
Auch Ausleitungen für Kraftwerke können ein Hindernis für die Fischwanderungen sein: Das Wasser wird dem Fluss an einer Stelle entnommen, um es über Turbinen zu leiten, und erst ein Stück flussab wieder eingeleitet. Die Menge, die dazwischen im Flussbett bleibt, ist oft ökologisch viel zu wenig, weil die Fische diese Stellen nicht passieren können. "2015 erreichten wir gerade einmal bei 50 Prozent der Restwasserstrecken einen ausreichenden Basisabfluss. Bis 2021 ist der Plan, auf 80 Prozent zu kommen und bis 2027 soll in allen Restwasserstrecken in Gewässern mit einem Einzugsgebiet über mehr als 100 Quadratkilometer ausreichend Wasser verbleiben", so Nemetz. Um die Hydromorphologie und Biologie der Flüsse ins Reine zu bringen, ist viel erreicht worden, aber es ist noch Einiges zu tun: Bezogen auf die Gewässerlänge sind in Österreich nur 43 Prozent der Fließgewässer in gutem oder sehr gutem ökologischen Zustand. Bei den anderen hapert es an dem Qualitätsmerkmal "Biologie" und die hydromorphologische Belastung ist zu hoch für eine gute Benotung.
Die Chemie stimmt
Im Mittel- und Unterlauf kommt die Gefahr durch Verschmutzung von Abwässern aus Siedlungen und Industriebetrieben dazu. "Die kommunalen Abwässer werden aber zunehmend und in sehr hohem Maße gereinigt", sagt der Experte. 95 Prozent der Haushalte haben Kanalanschlüsse, vor allem in dicht besiedelten Gebieten erreicht die Anschlussrate fast 100 Prozent. "Dadurch haben wir schon sehr viel für den Gewässerschutz getan", so Nemetz. Die Reinigungsleistung werde außerdem ständig verbessert. Bei Stickstoff und Phosphor werden 80 beziehungsweise 90 Prozent heraus gereinigt. Nur ein Prozent der österreichischen Gewässer würde aufgrund von Schadstoffen nicht als "gut" oder "sehr gut" eingestuft.
Freilich tragen auch große Anstrengungen der chemischen Industrie ihr Scherflein zur Erhaltung der Gewässerqualität bei. Von 2000 bis 2015 hat sie laut Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) 85 Prozent der Wassermenge pro Produktionseinheit eingespart. Der größte Teil davon würde zum Kühlen der Anlagen verwendet. Natürlich würden Kühl- und Abwässer sorgfältig gereinigt, bevor sie in die Natur zurückfließen dürfen. Es gibt zum Beispiel auch eine weltweite freiwillige Initiative namens "Responsible Care", bei der sich Betriebe Selbstkontrollen zum Zweck der Verbesserung der Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltsituation auferlegt haben, so die FCIO. Wer das zugehörige Zertifikat tragen will, müsse strenge Auflagen einhalten, den Wasserverbrauch reduzieren und die Mitarbeiter über Maßnahmen gegen Gewässerverunreinigung schulen. "Diese Initiative gibt den Betrieben klare und praxisorientierte Leitlinien, mit denen Umwelt- und Gewässerschutz nicht mehr nur Lippenbekenntnisse sind", sagt FCIO-Obmann Hubert Culik.
Am ehesten sind Einträge aus der Landwirtschaft bei kleineren Gewässern in von der Landwirtschaft geprägten Gebieten ein Problem, erläutert Nemetz weiter. "Hier wurden auch Maßnahmen wie das Nitrataktionsprogramm gesetzt, bei dem man Pufferstreifen an den Gewässern einführt, wo nicht gedüngt wird und keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden", so der Experte. Im Rahmen des Agrarumweltprogramms ÖPUL (Österreichisches Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft) würde man wiederum danach trachten, die Ackerflächen das ganze Jahr über zu begrünen und nie ohne Bewuchs zu lassen, um die Erosion und somit Auswaschung zu verringern. Auch hier verzeichnete man Erfolge: "Bei 15 Prozent der betroffenen 400 Wasserkörper kam es zu einer Reduktion der Emissionen aus Punktquellen und diffusen Quellen mit positiver Auswirkung auf den ökologischen Zustand", berichtet Nemetz.
Seen und Badegewässer
Die Seen und Badegewässer sind in Österreich mustergütig. Es gibt hierzulande 263 Badestellen, wo eine "nennenswerte Anzahl von Badegästen" erwartet wird, und die deshalb nach EU-Recht von den Behörden ausgewiesen und kontrolliert werden müssen. 257 davon waren im Vorjahr in einem sehr guten Zustand und bekamen daher, ebenfalls nach EU-Recht, ein Grinse-Smiley, berichtet Franz Allerberger. Vier mussten sich mit "Gut" begnügen, nur zwei waren den Vorschriften nach "Ungenügend". "Insofern muss sich Österreich nicht verstecken, aber die überwiegend positiven Befunde spiegeln ja nur wieder, dass die Bevölkerung Umweltagenden generell ernst nimmt", meint er. In Zukunft werden aber vermehrt Anstrengungen nötig sein, um diesen tollen Notenspiegel zu halten: Einmalige Ausrutscher, wenn zum Beispiel durch Starkregen Rinderkot von der benachbarten Weide eingeschwemmt wird, wurden bisher toleriert, ohne dass die Jahresnote zwangsweise herabgestuft wurde. Dies wird laut EU-Plänen bald strenger gehandhabt werden.
Ein weiteres Problem in Schwimmteichen und Badesseen sind zunehmend Cyanobakterien. Diese Mikroben vermehren sich bei hohen Temperaturen rasch und es kommt zu einer sogenannten "Algenblüte". Man erkennt sie an bläulich-grüner Trübung des Wassers, Schlierenbildung und Algenteppichen an der Wasseroberfläche, die daraufhin mehr die Konsistenz einer Erbsensuppe als die eines Badesees aufweist, so die AGES in einer Informationsbroschüre. Cyanobakterien können Toxine bilden, die Übelkeit, Fieber, Erbrechen, Durchfall, einen Kollaps und sogar Lähmungserscheinungen auslösen können, wenn kontaminiertes Wasser in größerer Menge verschluckt wird oder sie in die Atemwege gelangen. Verschlucken Kinder zum Beispiel beim Spielen und Toben im Wasser mehr als einen halben Liter, könne es zu Krankheitserscheinungen kommen. Für Hunde können die Cyanobakterien sogar tödlich sein, wenn sie nach dem Schwimmen die "Algenblüten" aus dem Fell lecken. Badestellen mit Algenblüten sollte man meiden, erklärt die AGES. Vor allem Sportarten wie Wasserschifahren oder Windsurfen, wo man teilweise kräftig Wasser schlucken kann, sollte man dort nicht ausüben.
Klimawandel
Der Klimawandel wird die Erhaltung der Wasserqualität in Österreich in Zukunft etwas herausfordernder machen, so die Experten. Einerseits erwärmen sich vor allem die kleinen Gewässer, so Nemetz. Sensible Arten, zum Beispiel Kaltwasserfische wie Forellen, werden sich deshalb in ihrer Verbreitung anpassen müssen, sprich den Fluss weiter hinaufwandern, wo es etwas kühler ist. Man sollte vor allem bei den kleinen Bächen die Ufer nicht von jeglichem Bewuchs "befreien", der sie beschattet. Der Uferbewuchs schafft Struktur, was vielen Arten zu Nutzen kommt.
Außerdem nehmen extreme Wetterereignisse mit dem Fortschreiten des Klimawandels zu. "Es gibt einerseits immer mehr Trockenperioden, andererseits öfter massive Niederschläge - beides bringt Probleme", so Franz Allerberger: Durch längere Trockenzeiten sinkt der Wasserspiegel in den Bächen, Flüssen und Seen, Verunreinigungen sind daher in höheren Konzentrationen zu finden: "Dadurch kann es bald einmal eine Verdoppelung der Werte geben", erklärt er. Bei Starkregen würden wiederum auch die besten Kläranlagen geflutet. "Dann gehen mehr oder weniger die halben Abwässer direkt in die Flüsse", so der AGES-Experte. Im Osten und Nordosten Österreichs rechnet man zudem mit einer Verminderung der Grundwasserneubildung, was der Qualität nicht gerade zuträglich ist, berichtet Johannes Grath. Es würde also in Zukunft noch größerer Anstrengungen bedürfen, die hohe Gewässergüte in Österreich zu halten und in den Problembereichen zu verbessern. Sie ist selbst im wasserreichen Alpenstaat kein Selbstläufer, mahnen die Experten im Wasserparadies Österreich einen sorgsamen Umgang mit dem feuchten Element ein.
Von Jochen Stadler / APA-Science