Langzeitbeobachtung aquatischer Ökosysteme
Dass der Klimawandel starke Auswirkungen auf die Seen hat, darüber sind sich Forscher weltweit einig. Doch wie verändern sich solch sensible Ökosysteme im Hochgebirge? Darüber sollen Langzeitbeobachtungen der Natur Aufschluss geben. Mittels jährlichen Momentaufnahmen und dem Versuch Veränderungen in den Gebirgsseen messbar zu machen (Temperaturamplitude, Niederschlagsmenge, Einsetzen und Länge distinkter Jahreszeiten, Vorkommen an bestimmte abiotische Bedingungen angepasster Organismengruppen), wird eine wissenschaftliche Basis geschaffen, welche in ferner Zukunft den Rückschluss zulassen wird, wie sich diese aquatische Ökosysteme über die beobachtete Zeit verändert haben.
Im Nationalpark Hohe Tauern stehen erstmalig 18 hochalpine Seen unter aufmerksamer wissenschaftlicher Beobachtung der Universität Salzburg. Die Limnologie ist im neu gestarteten ökologische Langzeitmonitoring-Programm integriert. Der Hintergrund des Projektes unter dem Motto "Leben an den Existenzgrenzen" verfolgt das Ziel Veränderungen von Ökosystemprozessen im Detail zu beschreiben, quantitativ und qualitativ auszuwerten und Beziehungen mit Klimaveränderungen wie auch anthropogenen Einflüssen aufzuzeigen.
Für die Langzeituntersuchungen wurden das Kärntner Seebachtal, das Salzburger Obersulzbachtal und das Osttiroler Innergschlöss ausgewählt. Als Idealfläche für die Langzeituntersuchungen wurde die Kernzone des Nationalparks gewählt. Da sie langfristig vor direkten Eingriffen des Menschen geschützt wird, bildet die Kernzone die ideale Grundlage für die Erfassung und Beschreibung von naturbelassenen aquatischen Ökosystemprozessen.
In den beprobten Seen werden Temperatur-Datenlogger eingesetzt, um in den nächsten Jahrzehnten die Effekte des globalen Wandels auf wesentliche Einflussgrößen in stehenden Gewässern greifbarer zu machen. Ein erster Trend zeigt sich im raschen Temperaturanstieg der Seen im Frühjahr. Der Salzbodensee (Innergschlöß, Tirol) beispielsweise erfährt eine Erwärmung von 15 °C in nur zwei Wochen. Mit Blick in die Zukunft gilt es weiterhin zu beobachten, ob solch rasche Temperaturanstiege noch schneller verlaufen werden oder allgemein mit einem früheren Beginn der eisfreien Zeit zu rechnen ist. Und inwiefern solche Umweltveränderungen Auswirkungen auf ökologische Gemeinschaften in den Seen zeigen. Daher werden pro See einmal im Jahr, während der Sommermonate, Proben entnommen und im Wasserlabor der Universität Salzburg analysiert. Der Fokus liegt dabei auf der Artenzusammensetzung und Langzeit-Entwicklung der Gemeinschaften von Zooplankton (Schwerpunktthema), Algen und Makrozoobenthos (beide im Zuge von Masterarbeiten bearbeitet). Auch e-DNA Analysen der Organismengemeinschaften werden durchgeführt, wofür die Expertise des "WasserCluster Lunz" herangezogen wird. Über die Zooplankton Analysen werden Abundanz, Diversität und Gemeinschaftszusammensetzung von planktischen Metazoen-Gemeinschaften (Rotatoria, Cladocera, Copepoda) beschrieben. Im Detail geht es darum den Zusammenhang zwischen abiotischen Faktoren und der Artenzusammensetzung zu erforschen. Welchen Einfluss hat die Höhenlage der Seen auf die Messgrößen und welche Ergebnisse zeigt die taxonomische Einordnung der Organismen mittels mikroskopischen und molekularbiologischen Methoden? Welche Faktoren können als Hauptursache für die Veränderung der gemessenen biotischen und abiotischen Parameter bestimmt werden? Welche Rolle spielen Metagemeinschafts- und Metapopulationsdynamiken für die Zusammensetzung der planktischen Gemeinschaften? Und was kann aus der Entnahme von Sedimentkernen hinsichtlich Langzeit-Entwicklung der planktischen Metazoen-Gemeinschaften abgeleitet werden?
Weiterführende Infos:
http://parcs.at/npht/mmd_fullentry.php?docu_id=36449; Modul 08 - Zooplanktongemeinschaften und abiotische Parameter hochalpiner Seen https://hohetauern.at/de/forschung/langzeitmonitoring.html
Quelle: Elisabeth Hainzer, Nationalpark Hohe Tauern