Projekt "ReWaste 4.0" erforscht Abfallbehandlung der Zukunft
Aus dem Restmüll noch viel mehr herausholen als bisher will das neue steirische Kompetenzzentrum "ReWaste 4.0", das am 1. April die Arbeit aufgenommen hat. Mit einem "Industrie 4.0"-Ansatz sollen unter der Konsortialführung der Montanuniversität Leoben gemischte Abfälle effizienter behandelt und so die Recyclingquote erhöht werden. Ziel ist es, die Abfallbehandlung der Zukunft zu entwickeln.
"Es ist geplant, in den nächsten vier Jahren einen 'Industrie 4.0'-Ansatz - vor allem per Digitalisierung, Vernetzung und maschinelles Lernen - in die Abfallwirtschaft zu integrieren", sagte der technische Projektleiter Renato Sarc vom Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft (AVAW) der Montanuniversität Leoben zur APA. Unter Führung des AVAW-Lehrstuhls sind an dem COMET-K-Projekt insgesamt sieben Industrie- und zwei wissenschaftliche Partner (neben der Montanuni die Fachhochschule Münster) beteiligt. Das Gesamtvolumen des Projekts beträgt bei einer Laufzeit von vier Jahren rund fünf Mio. Euro. Davon investieren die beteiligten Industriepartner rund 2,7 Mio. Euro, Bund und Land Steiermark rund zwei Mio. Euro und die wissenschaftlichen Partner rund 250.000 Euro.
Bestehende Anlagen auf Stand der 1990er-Jahre
Die meisten bestehenden Abfallbehandlungsanlagen in Österreich seien in etwa auf dem Stand der 1990er-Jahre und inzwischen habe sich technologisch sehr viel getan, so Roland Pomberger, Leiter des AVAW-Lehrstuhls. Alte Anlagen haben im Wesentlichen die Aufgabe, die Abfälle so aufzubereiten, dass sie für die nachgeschalteten Verwertungs- und Beseitigungswege - seien das Recycling- oder Verbrennungsanlagen, Zementindustrie oder Deponierung - geeignet sind.
"Unser Ziel ist es, dass wir ein neues Konzept entwickeln, bei dem wir mittels neuer Technologien - unter anderem mit sensorbasierten, berührungslosen Sortiertechnologien, Robotik und digitaler Vernetzung - neue, optimierte Anlagen entwickeln, die gezielt hochwertige Marktprodukte für das nachfolgende Recycling herstellen", erklärten Pomberger und Sarc. "Derzeit gehen aus gemischten Abfällen lediglich weniger als fünf Prozent ins Recycling und wir möchten diesen Anteil deutlich erhöhen."
Siedlungsabfälle im Fokus
Im Fokus stehen Siedlungsabfälle, von denen in Österreich aktuell (2015) jährlich 4,16 Mio. Tonnen anfallen. Davon entfallen 1,43 Mio. Tonnen auf gemischte Siedlungsabfälle, die sich die Forscher näher auf ihre weiteren Verwertungspotenziale hin anschauen wollen. Das Problem der gemischten Abfälle sei, dass sich im Gegensatz zu sortenreinen Sammlungen Schadstoffe und Verschmutzungen - derzeit oft nicht abtrennbar - auch auf andere Materialien verteilen. Die gesamte Mischung weist dann niedrigere Qualitäten auf, ist oft für das Recycling ungeeignet und muss überwiegend thermisch verwertet - sprich verbrannt - werden.
"Am Ende des Tages möchten wir durch die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft eine digitalisierte, modernisierte Abfallbehandlungsanlage entwickeln, die aus Abfällen Rohstoffe der Zukunft generiert und die die Anforderungen der modernen Gesellschaft und des 21. Jahrhunderts erfüllt", sagte Stephan Laske, Vertreter der im Projekt beteiligten Industriepartner. Dabei sollen so wenig Emissionen wie möglich entstehen, zusätzlich soll mehr recycelt werden und generell der Menschen- und Umweltschutz im Vordergrund stehen, so das Bestreben der Betreiber.
Im Rahmen der sechsten Ausschreibung für die K-Projekte des Kompetenzzentrum-Programms COMET wurden insgesamt 23 Anträge eingereicht. Gefördert werden acht neue Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als 43 Mio. Euro von Bund, Ländern und beteiligten Organisationen.