Neue Abschätzung von Lebensmittelabfällen in der EU
Das EU-finanzierte Projekt zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen, FUSIONS, bei dem das Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien Partner ist, veröffentlicht eine aktualisierte Schätzung des Aufkommens von Lebensmittelabfällen in den EU-Mitgliedsstaaten sowie ein Handbuch zu deren Quantifizierung. Die Forschungsarbeit zeigt, dass nach wie vor eine umfassende und verlässliche Bewertung des Lebensmittelabfallaufkommens in den EU-28-Staaten aufgrund großer Datenlücken nicht möglich ist. Das Handbuch zur Quantifizierung von Lebensmittelabfällen kann als Referenz von WissenschaftlerInnen und Behörden in der EU genutzt werden, um kohärente Methoden zur vollständigeren Erfassung von Lebensmittelabfalldaten zu entwickeln.
EU-28 produzieren etwa 88 Millionen Tonnen an Lebensmittelabfällen pro Jahr im Wert von geschätzt rund 143 Milliarden Euro.
Diese Daten umfassen sowohl den essbaren als auch den nicht essbaren Anteil von Lebensmitteln (z.B. Orangenschalen), so wie in der FUSIONS Definition zu Lebensmittelabfällen beschrieben. Den größten Anteil von Lebensmittelabfällen in der EU verursachen die privaten Haushalte (47 Millionen Tonnen), zusammen mit Gastronomie und Handel verursachen sie EU-weit 70% der Abfälle. Die Reduktion der Lebensmittelabfälle auf 50% in den Bereichen Haushalte und Handel ist Teil der UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (12.3), zusätzlich zur Reduktion der Verluste entlang der Produktion und Lieferkette bis 2030. Die Sektoren Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln tragen zu den restlichen 30% der Lebensmittelabfälle der EU bei.
Damit werden etwa 173 kg Lebensmittelabfälle pro Person in der EU-28 entlang der gesamten Wertschöpfungskette verursacht. Im Jahr 2011 betrug die Menge der produzierten Lebensmittel in der EU 865 kg pro Person, womit etwa 20% der produzierten Lebensmittel als Abfall enden. Die Unsicherheit dieser Schätzung ist bei einem Konfidenzintervall von 95% mit ± 14 Millionen Tonnen (± 16%) mäßig hoch. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Ergebnisse für den Produktions- und Verarbeitungssektor ändern, sobald weitere Studien verfügbar sind.
Die relativ hohe Unsicherheit der Lebensmittelabfalldaten der EU ist auf die noch immer lückenhafte Datenlage zurückzuführen, trotz der verbesserten Verfügbarkeit und Qualität einiger nationaler Abfalldaten. Daten in ausreichender Qualität liegen nur für ein Viertel der EU-Mitgliedsstaaten vor, wodurch bei Schätzung des Abfallaufkommens für die gesamte EU eine signifikante Unsicherheit entsteht. Um den Fortschritt der EU zur Erreichung der UN-Ziele einer nachhaltigen Entwicklung (12.3) bewerten zu können, wird es notwendig sein, dass die Mitgliedsstaaten die Lebensmittelabfallaufkommen konsequent und gemäß einheitlicher Definitionen und Methoden erheben.
Das FUSIONS Handbuch kann die bessere Erfassung und Meldung der Lebensmittelabfalldaten in den einzelnen Mitgliedsstaaten entlang jeder Stufe der Lebensmittelkette unterstützen. Das Erfassen dieser Daten ist für die Bemühungen zur Reduktion und Vermeidung von Lebensmittelabfällen auf nationaler und EU-Ebene entscheidend. Durch ein einheitliches Vorgehen bei der Erfassung der Lebensmittelabfalldaten, wie auch im Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft vorgesehen, wird eine bessere Priorisierung und Auswahl von Vermeidungsmaßnahmen möglich. Des Weiteren können der Fortschritt bei der Reduktion von Lebensmittelabfällen nachvollzogen und der Datenaustausch in Europa verbessert werden.
Das Handbuch wurde in enger Zusammenarbeit mit Experten und Stakeholdern der EU-Mitgliedsstaaten, einschließlich des Teams des Global Food Loss & Waste Protocol Accounting and Reporting Standard (FLW Protocol, 2015)5 erstellt und profitierte von den praktischen Erfahrungen der in sechs Mitgliedsstaaten sowie Norwegen durchgeführten Pilotprojekte.
Alle Berichte und weitere Informationen sind unter www.eu-fusions.org verfügbar.
Rückfragehinweis: DI Gudrun Obersteiner Tel.: 0664 885 86 414 gudrun.obersteiner@boku.ac.at DI Silvia Scherhaufer: silvia.scherhaufer@boku.ac.at FUSIONS auf Facebook (EU FUSIONS) und Twitter (@EU_FUSIONS)
(ACHTUNG: DIESE PARTNERMELDUNG IST EINE WIEDERHOLUNG VOM 1.4. 2016)