Künstliche Intelligenz bringt weniger Autos und mehr Fahrten
Durch selbstfahrende Autos könnten in Zukunft weniger Fahrzeuge auf der Erde notwendig sein. Gleichzeitig dürfte aber "die Anzahl gefahrener Kilometer stark nach oben gehen", erläuterte der Experte für Künstliche Intelligenz (KI), Chris Boos, vor der Verleihung des ÖAMTC-Automobilpreises "Marcus" in Wien. Als Grund nannte er, dass die Kosten für die Konsumenten "massiv sinken" werden.
Die Ausgaben fürs Autofahren könnten um bis zu 90 Prozent pro gefahrenem Kilometer zurückgehen, sagte Boos. Er rechnet mit einer "riesigen Ersparnis an verbrauchten Rohstoffen". Außerdem werden künftig mit einem einzelnen Pkw mehr Kilometer gefahren, glaubt der deutsche Experte, was das Fahrzeug wirtschaftlicher macht. "Ein Auto wird heute zwei Prozent seiner Zeit genutzt, sonst steht es herum", fügte ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold hinzu.
Boos geht davon aus, dass sich Menschen selbstfahrende Autos gezielt bestellen, wenn sie eines brauchen und dann nach gefahrenen Kilometern bezahlen. "Ich glaube, dass wir wirklich große Änderungen vor uns haben", sagte er. Bei dieser "zweckgebundenen Mobilität" könnten autonome Fahrzeuge etwa mit einem Bett, einem Büro oder einem Spielzimmer ausgestattet sein. Entertainment wird laut Boos im Verkehr der Zukunft nicht verschwinden. Er sprach von "Mobilität selbst als Unterhaltung" und etwa der Möglichkeit ein Auto zu haben, das aufgrund seiner Programmierung derart rasant fahren kann wie ein Formel-1-Pilot.
Akzeptanz der Konsumenten vorhanden
Europa sollte beim autonomen Fahren Vorreiter sein, forderte der Experte. Die Automobilindustrie habe die besten Voraussetzungen, traue sich aber zu wenig. Die Akzeptanz der Konsumenten ist laut Schmerold jedenfalls da. In einer Umfrage unter 3.000 Verbrauchern in den USA, Deutschland und China gaben im Vorjahr 75 Prozent an, KI-Anwendungen, die den Komfort erhöhen, positiv gegenüber zu stehen, sagte der ÖAMTC-Direktor.
Bei der anschließenden sechsten "Marcus"-Verleihung ging die Auszeichnung für die "Innovativste Neuheit 2017" an den riemenlosen 48-Volt-Motor M256 von Mercedes-Benz. Dabei handelt es sich um einen Benzinmotor, kombiniert mit einem elektrischen Antrieb. "Dieses Konzept ist ein wichtiger Schritt in Richtung Hybridisierung des Verbrennungsmotors und hilft, den Ausstoß von CO2 und anderen Schadstoffen zu reduzieren", betonte Schmerold. Das Konzept hat laut der Fachjury Potenzial, sich auf einem breiten Markt durchsetzen zu können.