"Die Zukunft hat viele Namen: Mobility meets Urbanity"
Unsere Gesellschaft befindet sich derzeit in der vierten industriellen Revolution - einer Zeit, die durch zunehmende Digitalisierung und eine Integration von cyber-physischen Systemen geprägt ist. Was wird die Zukunft im Mobilitätssektor bringen? Einige Trends und Tendenzen lassen sich auf jeden Fall determinieren. Wie bereits Viktor Hugo feststellte "Die Zukunft hat viele Namen". Im nächsten Schritt möchten wir diesen Zukunftsszenarien einen Namen geben.
Die Zukunft liegt, nach aktuellen Erkenntnissen, in unseren Städten. Tatsache ist, dass Österreich momentan eine Zeit des demographischen Wandels durchlebt. Einerseits wird unsere Bevölkerung immer älter - das Durchschnittsalter von Herr und Frau Österreicher liegt bei 42,4 Jahren - Tendenz steigend. Andererseits kann global der Trend zur "Verstädterung" (Urbanisierung) festgestellt werden. Bis zum Jahr 2050 werden 66 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. In Wien allein wird die Bevölkerung auf über 2,1 Millionen bis 2050 ansteigen. Im selben Zeitraum wird eine Bevölkerungsabnahme von bis zu 10 Prozent in ländlichen Regionen in Kärnten, Steiermark, Oberösterreich und dem Burgenland prognostiziert. Diese Grundtendenzen alleine werden erheblichen Einfluss auf die Lebens- und Mobilitätsgewohnheiten der Zukunft haben.
Die ländlichen und urbanen Verkehrssysteme der Zukunft werden vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen stehen. Im ländlichen Gebiet ist eine starke Abhängigkeit von motorisiertem Individualverkehr (MIV) zu verzeichnen. Aufgrund der Bevölkerungsabnahme wird rentabler öffentlicher Personalverkehr (ÖPNV) immer unwahrscheinlicher. Diese Abwärtsspirale zieht natürlich auch eine Qualitätsverschlechterung des Angebots (zum Beispiel weniger Bedienungsfrequenzen, längere Reisezeiten, etc.) mit sich. Geringeres ÖPNV-Angebot führt in weiterer Konsequenz wieder zu einer Zunahme der Nutzung von motorisiertem Individualverkehr, um diese Engpässe zu überbrücken. Ein Lösungsansatz in diesem Szenario ist der sogenannte Mikro-ÖV, ein System, in dem kleine regionale Anbieter flexible und bedarfsgerechte Angebote für die Zielgruppe "maßschneidern" um Defizite in der Mobilitätsversorgung auszugleichen.
In der städtischen Mobilität sieht das Bild wieder vollkommen anders aus. Hier kämpfen Stadt- und Verkehrsplaner mit erhöhtem Verkehrsaufkommen, Staus und hohen Schadstoffbelastungen. Ein Quereinsteiger im Automotive-Bereich, "Tesla", rüttelte die Branche wach und wurde zu einem der größten Hersteller im Bereich Elektromobilität. Auf europäischer Ebene ist Norwegen ein Vorreiter für alternative Antriebe. Das Land hat sich zum Ziel gesetzt 400.000 batterieelektrische Fahrzeuge, sowohl rein elektrische, als auch Hybrid-Fahrzeuge, bis zum Jahr 2020 auf die Straße zu bringen. Ein aktueller Plan der norwegischen Regierung lautet ab 2025 nur noch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zuzulassen.
Alternative Antriebe inkludieren auch Antriebsarten, die sich noch in der Entwicklungsphase befinden. Eine dieser vielversprechenden Entwicklungen ist der Wasserstoffverbrennungsmotor (kurz Wasserstoffmotor). In diesem Motor, der wie ein Otto- oder Dieselmotor aufgebaut ist, wird Wasserstoff als Kraftstoff genutzt. Die Emission von Stickoxiden kann geringgehalten werden. Ein Problem für die weitgehende Implementierung in Österreich liegt in der mangelhaften Tankinfrastruktur mit nur fünf öffentlich zugänglichen Tankstellen. Eine weitere potenzielle Entwicklung ist die Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle mit nachgeschaltetem Elektromotor. Dieses Fahrzeug fährt elektrisch. In der Brennstoffzelle wird chemische Energie über die Elektroden kontinuierlich in elektrische Energie umgewandelt. Auch hier befindet sich die Technologie noch in der Entwicklungsphase: Um Wasserstoff als Energieträger zur Stromerzeugung in Brennstoffzellen oder als Fahrzeugantrieb in Brennstoffzellen industriell nutzbar zu machen, sind noch eine Reihe wirtschaftlicher und technischer Fragen zu lösen.
Wie sieht der Status quo in unseren Städten aus? Kurze Distanzen erfordern aufgrund des Verkehrsaufkommens und des Platzmangels einen enorm hohen Zeitaufwand. Da keine neuen Straßen zur Verfügung stehen, werden integrierte Verkehrssysteme die einzige gangbare Lösung. Am Beispiel Wien lässt sich erkennen, dass der Modal Split sich zwischen 1993 (29 % ÖV) und 2014 (39 % ÖV) zugunsten des öffentlichen Verkehrs entwickelt hat. Dieser Trend wird sich aufgrund des Zuzugs und des gleichbleibenden Raumangebots weiter durchsetzen. Grundsätzlich hat der urbane Raum mit dem Phänomen der "Verdichtung" und "Wucherung" zu kämpfen. Dies bedeutet, dass die Bebauung der Stadt dichter erfolgt und höherer Druck auf den öffentlichen Raum und die Mobilitätssysteme entsteht. Da durchwucherte Stadtzentren extrem einschüchternd, unbequem und unangenehm wirken können, gilt es hier durch striktere Raumordnung, clevere Verkehrsplanung und innovativem Design entgegenzuwirken.
Die Kombination dieser drei Elemente kann formschöne und lebenswerte Ergebnisse produzieren. Die Verwendung von Glas auf Bodenniveau und gestaffelte Bauhöhen zur Erhaltung der Sichtlinie können dazu beitragen, dass sich dichte Bereiche offen und einladend anfühlen, ohne den Raum zu stark zu beeinträchtigen. Die Stadt der Zukunft wird wahrscheinlich E-Ladestationen enthalten, welche unterschiedliche Funktionen erfüllen (zum Beispiel: Schilder, Wartehäuschen, Mauern oder Straßenmöbel). Die "Starpath"-Technologie ist ein Beispiel, wie durch selbstleuchtende Pfade - die Beschichtung der Wege absorbiert Sonnenlicht und emittiert im Dunkeln Licht-, energiesparend das Stadtbild verschönert werden und gleichzeitig die "Walkability" gesteigert werden kann. Beleuchtung, die sich dem Bewegungsverhalten anpasst und somit auch nachts für ein Gefühl der Sicherheit sorgt, unterstützt auch die Förderung von "Fußverkehr" in Städten. Um dem durch neue und smarte Infrastruktur entstehenden Energiebedarf gerecht zu werden, gilt es auch Städte mit Energie aus erneuerbaren Energiequellen zu versorgen und energieeffizient zu arbeiten.
Aufbauend auf den Trend der Walkability, ist auch der Trend der "Bikeability" zu nennen. Fahrradfreundliche Raumplanung motiviert Menschen, sich mit dem Fahrrad fortzubewegen und auf den motorisierten Individualverkehr zu verzichten. Für eine fahrradfreundliche Stadt gibt es folgende Planungsprinzipien: durchgehend verbundene Radinfrastruktur, direkte Verbindungen zwischen den Daseinsgrundfunktionen, ein attraktives Straßendesign, eine hohe Verkehrssicherheit und eine komfortable Straßenoberfläche. Die Konzepte der Walkability und Bikeability in urbanen Räumen werden in den kommenden Jahren eine der obersten Prioritäten der Stadtplanung sein, um den Trends der Urbanisierung, aber auch der Schadstoffbelastung in Städten gerecht zu werden.
Eine weitere Möglichkeit, um Probleme im modernen Stadtleben zu lösen, liegt im Bereich der Konnektivität und "Big Data". Smart Cities sind zwar eher Utopie als Realität - die Infrastruktur um eine ganze Stadt zu verbinden, gibt es noch nicht. Smart Cities befinden sich aber in der Entwicklungsphase und einige Innovationen werden bereits umgesetzt, insbesondere im Bereich des Verkehrsmanagements. Zu den gängigen Technologien gehören hier Karten-Apps auf Smartphones, die weitgehend von der öffentlichen Akzeptanz offener Plattformen anstelle von Infrastruktur abhängen oder Connected Cars, von denen allgemein erwartet wird, dass sie bald häufiger auf unseren Straßen anzutreffen sind. In naher Zukunft werden Smart Cities den Weg für eine bessere Effizienz, einen gut gesteuerten Verkehr, eine bessere Kommunikation und eine gemeinschaftsbasierte - vielleicht sogar auf soziale Medien basierende - Problemlösung ebnen. Die Konnektivität reicht weit über den Internetzugang hinaus. In der Tat werden technische Produkte in städtische Umgebungen integriert, um Verkehr, soziale Dienste, Gesundheit und öffentliche Räume zu verbessern, um allgegenwärtige Konnektivität, Echtzeitsensoren, präzise Standortdienste, verteiltes Vertrauen, autonome Systeme und digitale Betätigung und Fertigung bereitzustellen.
Die Frage "Was wird uns in Zukunft bewegen?" kann nicht eindeutig beantwortet werden. Die Zukunft hat, trotz allen Erklärungsversuchen, viele Namen. Klar ist, dass fossile Verbrennungsmotoren ein Ablaufdatum haben und neue Antriebsarten und Energiequellen eingesetzt werden müssen. Begriffe wie "Big Data", "Konnektivität" und "Urbanität" werden unsere Gesellschaft und die Mobilität der Zukunft jedoch nachhaltig prägen und eine weitere Revolution auslösen.