"for|Muse - Resümee eines kleinen aber feinen Förderprogramms"
Es ist im besonderen Ausmaß die museale Forschung, die das Wissen über das natürliche und kulturelle Erbe erhält und auch erhellt. Wissenschaftliche und kulturelle Inhalte werden in einem entsprechend breiten öffentlichen Zugang heute sehr viel eher von Museen unmittelbar vermittelt als beispielsweise von Universitäten. Museen haben somit einen verantwortungsvollen und gewichtigen gesellschaftlichen Bildungsauftrag. Erst durch Publikationen und eine entsprechende Vermittlung erlangt museale Forschung jedoch auch wissenschaftliche Bedeutung und Sichtbarkeit in der Scientific Community.
Die im Vorfeld der Konzeption von for|Muse eingeladenen internationalen Expertinnen und Experten haben einhellig den Mobilisierungswert, der durch das Förderprogramm for|Muse ausgelöst werden kann, als enorm hoch eingeschätzt. Im Idealfall - so meinten die Museumsfachleute - könnte sich daraus eine Neuverortung der Institution Museum entwickeln. Einig waren sich auch alle beratenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Feststellung, dass Forschung dabei nicht im bloßen Selbstzweck verharren sollte, sondern von einer gesellschaftlich relevanten Anwendungsorientierung - also von einer Vermittlung in die Scientific Community und in die Öffentlichkeit hinein - bestimmt sein muss. Dieser Mehrwert von musealer Forschung bedeutet in diesem Zusammenhang auch, dass die einzelnen Forschungsprojekte einander inspirieren und auf den Weg helfen.
Uns war klar, dass jegliche forschende Tätigkeit nur im Zusammenhang mit allen anderen, ebenso bedeutsamen, musealen Aufgaben verstanden und unterstützt werden kann. Eine entsprechende Entlastung der Wissenschaftler/innen an Museen hin zu Freiräumen für Forschungsarbeit sollte durch die Förderung im Rahmen von for|Muse ermöglicht werden. Die ersten Überlegungen zu einem Förderprogramm speziell für die Forschenden an Museen wurden 2006 in der Abteilung Gesellschaftswissenschaften des damaligen BMBWK - des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur - angestellt. Es sollte ein Förderprogramm entstehen, das eine Stärkung, Weiterentwicklung und Qualitätssicherung von Forschung an Museen ermöglichen sollte.
Die erste Ausschreibung startete Anfang Juni 2008 als zweistufiges Verfahren und bis Mitte August 2008 konnten Projektskizzen in der ersten Stufe eingereicht werden. Es wurden ausschließlich Kooperationsprojekte und keine Einzelprojekte gefördert, mit zumindest einem Museum als beteiligtem Partner. Kooperationen mit weiteren nationalen und/oder internationalen Projektpartner/innen waren zudem ausdrücklich erwünscht.
Im Vorfeld der ersten Ausschreibung fanden Anfang Juli 2008 Informationsveranstaltungen in Innsbruck, Graz, St. Pölten und Wien statt und wir erreichten damit rund 150 Interessierte aus etwa 95 Museen - vom Kleinmuseum bis zu größeren Häusern und auch andere wissenschaftlichen Einrichtungen, von Universitäten bis zur Akademie der Wissenschaften - nahezu österreichweit. Dass wir uns mit dieser Road Show, beginnend in Innsbruck, auch in den Westen des Landes abseits der Hauptstadt Wien begeben hatten, war ein bewusstes Zugehen auf die Forschenden in den Regionen.
82 Projektskizzen wurden schließlich eingereicht, 10 davon mussten wegen verschiedener Formalfehler von der Begutachtung ausgeschlossen werden. Vom wissenschaftlichen Beirat des Förderprogramms for|Muse wurden 72 Einreichungen in der Folge begutachtet und gereiht. 36 Projektteams wurden zur Einreichung von ausführlichen Projektansuchen in der zweiten Stufe eingeladen. Von Jänner bis März 2009 sind diese 36 Ansuchen in einem Peer Review Verfahren durch zwei unabhängige, nicht in Österreich tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begutachtet worden. Der wissenschaftliche Beirat erstellte auf Basis dieser Gutachten eine Liste mit Förderungsempfehlungen für das Ministerium.
Die Auswahlkriterien waren anspruchsvoll: Abgesehen von der wissenschaftlichen Qualität der Fragestellungen wurden die Forschungskooperationen beurteilt und die Vorhaben im Kontext von Forschungsstrategien der Museen betrachtet. Außerdem wurden die Qualifikation des Projektteams sowie Projektmanagement und Ressourcenplanung unter die Lupe genommen. Nicht zuletzt wurde überprüft, welche Ergebnisse das Projekt zu erbringen imstande sein würde. Zwölf Projektteams wurden schließlich zu Vertragsverhandlungen eingeladen und konnten ihre Forschungsvorhaben beginnen.
Das Programm war ursprünglich auf fünf Jahre Laufzeit angelegt, mit drei Ausschreibungen und einem Gesamtbudget von rund 5 Millionen Euro. Durch die Teilung des Ministeriums gestaltete sich die intendierte Kooperation mit der Kultursektion nicht so intensiv wie geplant und auch im Wissenschaftsressort war es nicht einfach, das Engagement für die Forschung an Museen zu argumentieren. Im Zuge von allgemeinen Budgeteinsparungen wurden auch die Mittel für for|Muse mehr als halbiert. Dennoch gelang es, die erste Ausschreibung im geplanten Umfang durchzuführen und alle empfohlenen Projekte zu finanzieren. Die geplant gewesene zweite Ausschreibung hätte sich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gewidmet - positiv hervorzuheben ist, dass es innerhalb der zwölf durchgeführten Projekte dennoch gelungen ist, Qualifizierungsarbeiten von jungen Forscherinnen und Forschern zu ermöglichen.
Es waren letztlich die großen Museen, die gleichsam als "Leuchttürme" vorangegangen sind und erfreulicherweise sind einige wissenschaftlich hervorragende Projekte daraus hervorgegangen. Die im Zuge der Forschungsprojekte entstandenen nationalen wie internationalen Kooperationen sind insgesamt tragfähiger und intensiver geworden und werden den Museen auch künftig nützlich sein.
Die dritte Ausschreibung hätte die Intention gehabt, auch mittlere und kleinere Museen zu erreichen. Ergänzend zu den zwölf Projekten konnten zusätzlich noch insgesamt dreizehn kleinere Vorhaben mit jeweils bis zu 10.000 Euro gefördert werden. Diese waren vorrangig der Ermöglichung von Forschung an kleineren Museen gewidmet, die im Gegensatz zu den größeren Häusern über keine eigene Forschungsabteilung bzw. die nötige Infrastruktur verfügen. So wurden beispielsweise Workshops zur Erstellung von Forschungsstrategien, Museumsleitbildern oder die Anbahnung von Forschungskooperationen gefördert. Alle diese Maßnahmen konnten zu einer Verbesserung der Forschungskompetenz an mittleren und kleineren Museen beitragen.
Weitere Infos und eine Übersicht aller for|Muse Projekte finden sich unter http://go.apa.at/E43HIZHB