Technisches Museum: Selber machen, selber denken
Das Technische Museum Wien verbinden viele Erwachsene vor allem mit dem Schaubergwerk oder den Dampflokomotiven. Doch das Haus will sich "mehr an Zukunftsthemen ausrichten", wie TMW-Direktorin Gabriele Zuna-Kratky kürzlich bei der Jahrespressekonferenz mitteilte und auf erfolgreiche Ausstellungen zu Medizintechnik, Robotern oder der derzeit laufenden Weltraum-Schau verwies. Die Neuorientierung betrifft auch die Vermittlung. Hier will man Nägel mit Köpfen machen und legt Wert auf eine professionelle Ausbildung und Haltung der Mitarbeiter.
Der Stellenwert der Wissensvermittlung sei absolut gleichwertig der Sammlung, ist Beatrix Hain, Leiterin der Abteilung, stolz. "Wir haben mit rund 15 Kulturvermittlern - auch wenn viele davon in Teilzeit arbeiten - eine relativ große Abteilung." Die Schaffung eines eigenen Berufsbilds des Kulturvermittlers ist Hain ein großes Anliegen. "Es ist eine Arbeit und kein Studentenjob, deshalb sind unsere Mitarbeiter auch alle angestellt", erklärt sie. Die Grundvoraussetzung für den Job sei pädagogische Erfahrung, ein Hintergrund in Bildungs- oder Naturwissenschaften sowie die erfolgreiche Absolvierung der hausinternen Ausbildung, die in Summe drei Jahre dauert. "Erst nach einer Schulung und Absolvieren des Basisprogramms dürfen unsere Kulturvermittler Führungen abhalten", so die Abteilungsleiterin gegenüber APA-Science.
Verbindung von Objekt mit "Hands-on"-Aktivitäten
Heute geht es in der Vermittlungsarbeit um die Verbindung von historischen Artefakten mit "Hands-on" bzw. "Minds-on"-Aktivitäten. Selber ausprobieren, selber mitmachen, selber mitdenken, lautet die Devise. "Unser mini mobil - dabei geht es um Mobilität, Stadtplanung und Verkehrserziehung im weitesten Sinn - geht genau in diese Richtung", erläutert Hain. Auch der Wunsch nach "mehr Diskursivem" im Museum ist laut der Expertin immer vorhanden. Das sei im europäischen Vergleich nicht anders. "Wir stehen in regem Austausch mit anderen Museen und diskutieren aktuelle Methoden der Vermittlung", erklärt sie. So fänden regelmäßig Besuche im Science Museum in London, der Cité des Sciences in Paris sowie in Museen in Deutschland, Schweden, Dänemark, und ebenso in osteuropäischen Städten wie Warschau, Prag oder Budapest statt. Daneben stünden auch immer wieder internationale Kongresse am Programm.
In die museumspädagogischen Angebote fließen Erfahrungen aus Kooperationen, etwa mit der Pädagogischen Hochschule Wien zu "Forschendem Lernen" für die Sekundarstufe 1, ein. Weitere Zusammenarbeit gibt es unter anderem mit dem Science Center Netzwerk, den Bundesmuseen oder ausgewählten Unternehmen in Form einer Marketing-Kooperation, wie es etwa mit dem Automatisierungsunternehmen Festo - welches auch den Technikpreis "Leonardino" ausrichtet - der Fall war.
Lehrplan wird berücksichtigt
Das Angebot der Abteilung Wissensvermittlung orientiert sich an unterschiedlichen Säulen: Zum einen dem Lehrplan, dann auch dem hauseigenen Ausstellungs- und Sammlungsplan sowie dem Themenbereich Berufsbilder, der mit Veranstaltungen wie den Talentetagen abgedeckt wird. "Das ist ein besonderes Anliegen, hier Aufklärung zu betreiben", so die Expertin.
"Wir müssen unsere Aktivitäten natürlich auf den Lehrplan der Schulen abstimmen, nur dann kommen auch die Lehrer zu uns", erklärt Hain. Die Schwerpunkte in der 3. und 4. Volksschule seien bekannt, die Angebote würden gut genutzt. Für Lehrpersonen gibt es eigene Führungen sowie Unterrichtsmaterial zur Vor- und Nachbereitung des Besuchs mit der Klasse.
Die Vorbereitungszeit für einen Workshop nimmt etwa ein Jahr in Anspruch. "Aber wenn ein Workshop gut ist, dann kommen die Leute, dann läuft er von selber", erklärt die Wissensvermittlerin.
Rätselrally selbst gestalten
Ein kreatives Werkzeug zur Vorbereitung auf den Besuch bietet das Technische Museum mit dem Rätselrallyegenerator auf seiner Homepage. Je nach Alter des Besuchers können hier verschiedene Rallys zusammengestellt werden. Ausgewählt werden kann aus insgesamt 640 Fragen und Aufgaben, vier Schwierigkeitsgrade und acht Ausstellungen lassen sich frei bestimmen.
Von Sylvia Maier-Kubala/APA-Science