"Mark-Age": Auf der Suche nach der Alters-Formel
Das groß angelegte europäische Projekt "Mark-Age" hat es sich zum Ziel gesetzt, Biomarker zu finden, die das individuelle Alter eines Menschen möglichst genau anzeigen. Ein zum Patent eingereichtes Verfahren soll am Ende aus zehn Biomarkern im Blut eine Formel für das biologische Alter ergeben, hofft Projektleiter Alexander Bürkle von der Universität Konstanz (Deutschland).
Von April 2008 bis September 2013 haben 26 wissenschaftliche Partner aus 14 europäischen Ländern Probanden rekrutiert und mit deren Hilfe versucht, dafür geeignete Biomarker zu identifizieren. Dafür wurden acht Rekrutierungszentren in acht verschiedenen Ländern installiert. Wissenschaftlicher Partner in Österreich war ein Team um Beatrix Grubeck-Loebenstein in Innsbruck mit dem zugehörigen Rekrutierungszentrum in Hall in Tirol.
Zehn von 450 Biomarkern
Insgesamt 450 Biomarker wurden dabei systematisch durchleuchtet. Nach einer ersten Vorsortierung blieben zunächst 50 davon übrig. "Dann haben wir ein mathematisches Verfahren bemüht, um herauszufinden, wie viele von denen und welche man einbeziehen muss in eine Formel, die jedem einzelnen dieser Finalisten einen Gewichtungsfaktor gibt und wo man dann das biologische Alter regelrecht ausrechnen kann. Und da kam man auf die Zahl 10", erklärte Bürkle auf Anfrage von APA-Science.
Die eigentlichen Ergebnisse, also was tatsächlich bei dem Projekt herausgekommen ist, sind noch nicht publiziert bzw. befinden sich bereits im Peer-Review-Prozess. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Die Publikationen werden in die Dutzende gehen, weil wir so viele Biomarker untersucht haben", so der Leiter der Molecular Toxicology Group an der Uni Konstanz.
Nutzen für Präventivmedizin
"Der erste Nutzen, und das ist für uns eine starke Triebfeder, das überhaupt in Gang gebracht zu haben, ist im Bereich der Präventivmedizin", so Bürkle. Zweck der Erfassung des biologischen Alters soll ein allgemeiner Marker sein, der den Zustand des Körpers eines Menschen anzeigt. Ähnlich der Profiltiefe eines Autoreifens sollen diese Biomarker Hinweise darauf geben, ob die Abnützungserscheinungen dem chronologischen Alter entsprechen. Sehen die Biomarker bei einem Menschen im mittleren Lebensbereich schlecht aus, dann könnte das ein allgemeines Warnsignal sein und dazu führen, die einzelnen Organe näher zu untersuchen.
Wie man letztlich das biologische Alter verifiziert, ist noch ein offener Punkt. Der Königsweg wäre für Bürkle eine Longitudinalstudie, bei der die ursprünglichen Probanden nach nunmehr sechs Jahren zu einer Nachuntersuchung eingeladen werden. "Dann hätte man eine hohe statistische Macht um aussagen zu können, ob unsere Formel oder einzelne Biomarker darin tatsächlich eine Veränderung im Gesundheitsstatus - vor allem in Richtung Verschlechterung - erfasst hat, das heißt, wie prädiktiv diese Marker waren", so Bürkle, der momentan versucht, die Finanzierung für ein derartiges Projekt aufzustellen.