Asthma-Medikament steigert Lernfähigkeit alter Ratten
Ein Arzneimittel, das um die Jahrtausendwende in die Asthma-Therapie eingeführt wurde, steigert die Lernfähigkeit und das Gedächtnis bei alten Tieren. Das hat eine Studie des Forschungsinstituts für Molekulare Regenerative Medizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg ergeben.
Die Studie wurde jetzt in Nature Communications veröffentlicht. Ein Wissenschafterteam unter dem Gehirn- und Stammzellenforscher Ludwig Aigner untersuchte dabei die Wirkung des sogenannten Leukotrien-Inhibitor Montelukast auf das Gehirn und das Verhalten junger (vier Monate alt) sowie alter (20 Monate) Ratten. In einem für solche Versuche standardisierten Lerntest wurde der Effekt einer sechswöchigen Behandlung mit dem Asthma-Wirkstoff überprüft. Bei dem sogenannten Morris Wasser-Maze-Test geht es darum, dass die Tiere in Trainingseinheiten lernen, in einem runden Wasserbassin, eine für sie versteckte Plattform zu finden und sich daran zu erinnern.
Die Wissenschafter fassten den Effekt in ihrer Studie so zusammen: "Die Behandlung mit Montelukast verbesserte die Lernfähigkeit der alten Tiere beim Auffinden der Plattform bis zu jenem Grad, den die jungen Tiere zeigten." Das Lernvermögen der jungen Tiere blieb hingegen gleich.
Antientzündlicher Effekt
Die Wissenschafter führen die Wirkung der Substanz auf den auch beim Asthma erwünschten antientzündlichen Effekt des Leukotrien-Inhibitors, aber diesmal im Gehirn, zurück. Außerdem konnte bei den älteren Tieren eine Normalisierung der im Alter massiv reduzierten Neubildung von Nervenzellen in der Hippocampus-Region des Gehirns festgestellt werden. Das wird offenbar über die Blockade des Leukotrien-Rezeptors GPR17 bewirkt.
Leukotriene als auslösende Faktoren für Asthmaattacken wurden 1979 entdeckt. Forscher fanden in den Bronchien von Asthma-Patienten diese Lipidmoleküle. Sie werden während Asthma-Attacken in die Bronchien der Erkrankten abgegeben und stellen jene Substanz dar, welche die Bronchien am stärksten verengen kann. Leukotriene werden hauptsächlich von Lymphozyten produziert, die in die bei Asthma entzündeten Bronchien "einwandern". Sie sind die hauptsächlichen Vermittler jener Reaktionen, die zur Verengung der Bronchien führen. Bei Gesunden kommen sie in viel geringeren Mengen vor.
Der Leukotrien-Inhibitor Montelukast wird speziell bei Kindern mit Asthma eingesetzt. Der Entzündungs-dämpfende Effekt ist zwar geringer als jener von Cortison, doch das Medikament ist einfach in Tablettenform anzuwenden. Auch bei Kindern versucht man, die Cortison-Dosis möglichst gering zu halten. Seit langem werden Demenzerkrankungen und die altersbedingte Verschlechterung des Lernvermögens auch mit chronisch entzündlichen Prozessen in Verbindung gebracht. Dass man dies aber medikamentös behandeln kann, zeigt die Studie.