Gelebte Gemeinschaft als beste Gesundheitsvorsorge
Gemeinsam statt einsam: Ein burgenländisches Modellprojekt will die soziale Teilhabe von älteren Menschen an der Gesellschaft nachhaltig fördern. "Gemeinsam gesund alt werden" ist zu 100 Prozent vom Fonds Gesundes Österreich finanziert und wird wissenschaftlich von der Forschung Burgenland, einer Tochter der Fachhochschule Burgenland begleitet. Für die operative Umsetzung sorgen Volkshilfe und Hilfswerk.
Acht Gemeinden des Bezirks Oberwart nehmen am seit Juli laufenden Projekt teil, pro Gemeinde wurde ein Projektteam installiert, das alle relevanten Akteure repräsentiert. In Workshops zu Beginn überlegten die Teilnehmer, wie Ältere aus der sozialen Isolierung geholt werden könnten, erklärt Projektleiterin Magdalena Thaller von der Forschung Burgenland im Gespräch mit APA-Science. Von der Einrichtung eines Stammtischs über einen Seniorenvormittag, ein gemeinsames Frühstück einmal im Monat, Strick- und Rezepttauschrunden bis hin zu generationenübergreifenden Aktivitäten wie der Einbindung des Kindergartens reichten die je nach Standort recht unterschiedlichen Ideen.
Keine Parallelstrukturen
"Ende November werden die erarbeiteten Aktivitäten und Vorschläge konkretisiert und es geht an die Umsetzung", so die Gesundheitsmanagerin. Dann gelte es, geeignete Räumlichkeiten zu finden, sich die passende Tageszeit für eine Aktivität zu überlegen - am Vormittag, oder lieber am Abend, dann aber vor Einbruch der Dunkelheit? -, oder redaktionelle Beiträge für die Gemeindezeitung zu organisieren. Parallelstrukturen sollen nicht aufgebaut werden. "Wir schauen sehr genau, welche Angebote es bereits gibt und was fehlt. Wir wollen bedürfnisorientiert vorgehen."
Das Alter habe viele Gesichter. "Unsere Zielgruppe sind Senioren ab 61 Jahren - und dazu gehören sowohl die sehr Aktiven als auch Menschen mit Mobilitätseinschränkung. Die Bandbreite reicht von der rüstigen Seniorin bis zum gehbehinderten Mann, und darauf müssen wir Rücksicht nehmen", stellt Thaller klar. Die Herausforderung liege darin, genau jene zu erreichen, die üblicherweise eben nicht auf solche Angebote reagieren. "Umso wichtiger sind uns Mundpropaganda und informelle Zugänge. Wir wollen ein niederschwelliges und barrierefreies Angebot entwickeln, das über die Projektlaufzeit hinaus von Bestand ist", sagt Thaller und nennt etwa einen Bring- und Holservice oder barrierefreie Räume, um etwaige Hürden für eine Teilnahme von Senioren an Aktivitäten zu überwinden.
Charta als Bekenntnis zur Fortführung
Thaller will mit dem Projekt ein Fünftel der Zielgruppe nachhaltig erreichen, und 60 Prozent sollen zumindest in irgendeiner Form vom Projekt gehört haben. Langfristig gehe es um eine Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens, der gesundheitsfördernde Aspekt der Gemeinschaft stehe im Vordergrund. Zur Halbzeit - das Projekt läuft 21 Monate - werde es eine "Reflexionsphase" geben, nach Projektende wünscht sich Thaller von jeder Gemeinde die Unterzeichnung einer "Charta", in der diese sich dazu bekennt, die Aktivitäten fortzusetzen und auch weiterhin in den Bereich zu investieren. Zur finanziellen Unterstützung könnten Anträge beim Fonds Gesundes Österreich eingereicht werden.
Bevölkerung sensibilisieren
Langfristig soll das Projekt nicht nur soziale Netzwerke vergrößern, sondern auch die gesundheitliche Chancengerechtigkeit im Bezirk fördern, indem sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen und beide Geschlechter gleichermaßen in Nachbarschaften eingebunden werden. Auch eine Sensibilisierung von Bevölkerung und Entscheidungsträgern sowie Multiplikatoren dafür, wie wichtig die soziale Teilhabe, sozialer Zusammenhalt und soziale Beziehungen für die Gesundheit und das Wohlbefinden besonders von Senioren sind, ist eines der Ziele.
Geplant sei, die gewonnenen Erkenntnisse auf weitere Gemeinden des Bezirks, des Burgenlandes sowie auf andere österreichische Regionen zu übertragen und auch Möglichkeiten für Folgeprojekte zu schaffen.
Von Sylvia Maier-Kubala / APA-Science