"Bildung für das Alter(n) als Notwendigkeit"
Das Alter(n) übt eine besondere Faszination auf uns aus: In gesellschafts- und gesundheitspolitischen Diskussionen allgegenwärtig, von der Werbebranche als bedeutsamer Markt entdeckt, gerne mit aktivem Altern oder der pathologischen Kehrseite Demenz in Verbindung gebracht, im Leben durch das eigene, tägliche Älterwerden und die Interaktion mit älteren Menschen stets spürbar. Trotzdem oder gerade deswegen kursieren zahlreiche Mythen um die Lebensphase Alter. Selbst Befunde moderner Altersforschung scheinen diese nur langsam zu durchbrechen. Hier gilt es, im Bildungsbereich vermehrt Ansatzpunkte zu finden und zu nutzen.
Qualitätsvolle Bildungsangebote für Menschen, die mit Älteren beziehungsweise Menschen mit Demenz arbeiten (werden), zu schaffen und anzubieten, stellt eine bedeutsame Aufgabe für die Bildungslandschaft dar. So gilt es, bereits in der Grundausbildung von in Gesundheits- und Sozialberufen Tätigen die Themenkomplexe Alter(n) und Demenz hinreichend zu integrieren; im Fort- und Weiterbildungsbereich besteht ebenso großer Bedarf.
Diese Herausforderung kann nur durch interdisziplinäre Bildungskonzepte bewältigt werden: Einerseits muss das Angebot die Perspektiven diverser Fachrichtungen wie etwa Medizin, Pflege, Psychologie, Soziologie oder auch Ethik berücksichtigen, andererseits richten sich manche Angebote an berufsbezogen inhomogene Studierendengruppen, die aus den verschiedenen Disziplinen stammen. Eine ganzheitliche Kranken- und Gesundheitsversorgung älterer Menschen lässt sich zudem nur auf Basis der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Disziplinen sicherstellen. Bereits im Rahmen der Ausbildung gilt es, hier Impulse zu setzen und an einer entsprechenden berufs- und disziplinenübergreifenden Kultur zu arbeiten. Darüber hinaus muss - im Sinne der Transdisziplinarität - in eine gute Vernetzung mit dem Praxisfeld investiert werden, um auf aktuelle Bildungsbedürfnisse und -bedarfe reagieren zu können. So kann auch der häufig verbesserungswürdige Theorie-Praxis-Transfer in Angriff genommen werden. Eine weitere zu berücksichtigende Dimension ist die zunehmende kulturelle Vielfalt - sowohl bei den in den Gesundheits- und Sozialberufen Tätigen als auch bei den älteren Menschen selbst. Bildungsinitiativen auf länderübergreifender Ebene, wie etwa das EU-Projekt POSADEM ("POSitive About DEMentia) unter Beteiligung der Studiengänge Gesundheits- und Pflegemanagement der Fachhochschule Kärnten, können wertvolle Beiträge liefern, um sich mit der zunehmenden Diversität von Auszubildenden auseinanderzusetzen.
Soweit die Forderungen und Wünsche. Aber wie steht es um die Realität? Betrachtet man beispielsweise die Altenpflege, so handelt es sich um ein Arbeitsfeld, das mit fehlender Attraktivität und geringer Reputation in Verbindung gebracht wird. Das lässt sich einerseits auf die unzureichende Anerkennung innerhalb der Gesellschaft zurückführen, andererseits auf die sich im Gange befindliche Professionalisierungsdebatte und die nötigen bildungsbezogenen Maßnahmen zur Aufwertung der Profession. Gerade die Entwicklung und das Angebot hochschulischer Bildungsangebote kann hier Abhilfe schaffen und den Status des Berufsfeldes verbessern. Zudem zeigen Studien, dass sich Auszubildende im Bereich der Altenpflege nicht hinreichend auf die Anforderungen des Berufs vorbereitet fühlen: Geringes Wissen über für die Altenpflege relevante Versorgungsstrukturen, wenig Kenntnis im Bereich Palliativpflege oder in Hinblick auf Demenzerkrankungen sind hier nur einige Beispiele.
Eine gute Qualifizierung durch Bildung ist essenziell, um für die massiven Arbeitsbelastungen und den zunehmenden wirtschaftlichen Druck im Rahmen der Arbeit mit älteren Menschen beziehungsweise Menschen mit Demenz gewappnet zu sein. So verstehen sich Bildungsangebote in diesem Bereich nicht nur als notwendiges Investment in die Versorgungsqualität, sondern sind auch Grundlage für die Gesunderhaltung beziehungsweise Gesundheitsförderung derer, die die Kranken- und Gesundheitsversorgung älterer Menschen sicherstellen.
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