"Gute Lehre ist notwendig und braucht Anerkennung"
Wie wichtig Didaktik an einer Hochschule sein kann, erfahren wir Studierenden bereits unmittelbar nach Semesterstart. Es gibt Lehrveranstaltungen, die wirklich interessant aufbereitet sind, in denen die Lehrenden motiviert sind, neue Lehrmethoden probieren und wo man sich schon auf die kommenden Monate freut. Auf der anderen Seite gibt es Lehrveranstaltungen, in denen der Vortragende großteils Folien vorliest und wir Studierende uns fragen, welchen Sinn unsere Anwesenheit hat.
Die Art und Weise, wie uns Studierenden die Inhalte an den Hochschulen näher gebracht werden, beeinflusst maßgeblich unser Interesse am Studium und ist somit einer der wesentlichen Faktoren in der Lehre. Gerade hier können wir als Studienvertreter_innen auch ansetzen und versuchen, unsere Hochschulbildung zu verbessern und weiter zu entwickeln, anstatt uns in mühseligen Debatten über Zugangsbeschränkungen zu verlieren. Die Qualität der Lehre muss in den Fokus der hochschulpolitischen Debatten rücken. Wir müssen wegkommen von starren Frontalvorträgen, und uns Studierende und unsere Interessen in den Mittelpunkt rücken. Eine abwechslungsreiche Lehre gehört dazu.
Immer wieder werden wir Studierendenvertreter_innen mit dem Argument konfrontiert, dass bei den Kapazitätsproblemen an den Hochschulen, vor allem in "Massenlehrveranstaltungen", nur Frontalvorträge möglich seien. Aber auch hier gibt es verschiedene Methoden, wie Studierende in den Vorlesungen miteinbezogen werden könnten, wie etwa Diskussionen im Plenum, in kleinen Murmelgruppen oder in World Cafés.
Ein wesentlicher Punkt ist, dass den Lehrenden dazu auch das notwendige Werkzeug geliefert wird. Verbesserungen im Bereich der Hochschuldidaktik werden nur möglich, wenn Lehrende in ihren didaktischen Fähigkeiten unterstützt und ausgebildet werden. Jene Lehrenden, die keine didaktische Ausbildung im Rahmen ihres Doktorats- bzw. PhD-Studiums absolvieren, sollen dazu verpflichtet werden. Darüber hinaus müssen die Weiterbildungsangebote für Lehrende an den Hochschulen ausgebaut werden.
Die Qualität der Lehre an den Hochschulen kann natürlich nicht nur schwarz-weiß gesehen werden. An manchen Hochschulen gibt es bereits spannende, innovative Lehrkonzepte von engagierten Vortragenden. Diese müssen gefördert und in den Vordergrund gerückt werden. Lehrpreise sind hier sicher ein gutes Mittel, die Leistung engagierter Lehrender zu honorieren, Vorbildwirkung für andere Lehrende zu sein sowie die Bedeutung der Lehre in den Vordergrund zu rücken.
Ein wesentlicher Aspekt ist für uns Studierende und Studierendenvertreter_innen das "student centered learning", also eine Fokusverschiebung vom Lehren auf das Lernen. Am Studienbeginn können mit Studierenden gemeinsam Ziele und Ausrichtung der Lehrveranstaltung erarbeitet werden. In Diskussionsrunden kann dann im Laufe der Lehrveranstaltung das Gelehrte diskutiert und kritisch hinterfragt werden. Studierende müssen überdies in die Curriculagestaltung eingebunden werden, um in der Lehrveranstaltungsplanung partizipieren zu können.
Wesentlich ist außerdem der Feedback-Aspekt, bei dem auch die Lehrenden einiges von den Studierenden mitnehmen könnten. Dieses Feedback soll nicht nur ein Multiple-Choice-Formular am Ende des Semesters, welches oftmals danach in der Hochschul-Bürokratie verschwindet, sein. Studierende müssen erfahren, was mit Lehrveranstaltungs-Feedback passiert. Außerdem soll dieses auch schon während des Semesters eingeholt werden, etwa in Fokusgruppen, damit noch im Rahmen der Lehrveranstaltung darauf reagiert werden kann.
In vielen Fällen müssen aber noch die veralteten Strukturen aufgebrochen werden, um die Lehre in das 21. Jahrhundert zu überführen. Die Möglichkeiten, die moderne Technologien und innovative didaktische Konzepte bieten, müssen aufgezeigt und in die Lehre integriert werden. Dazu braucht es Pläne und Möglichkeiten, die den Hochschulen zur Verfügung gestellt werden können. Daher kümmert sich seit einiger Zeit eine eigene Arbeitsgruppe der Österreichischen Hochschulkonferenz um dieses Thema. Der ganze Hochschulsektor arbeitet also an Lösungen für eine qualitative und innovative Lehre und daran, wie dieser ein höherer Stellenwert zuteil werden kann.
Es gibt also noch einiges zu tun, um die Qualität in der Lehre an unseren Hochschulen zu verbessern. Wir als ÖH blicken aber optimistisch auf die nächsten Jahre und freuen uns schon auf viele innovative Lehrkonzepte, die bald an den Hochschulen umgesetzt werden!