Audits, Evaluierungen & Co: Wie man Qualität managt
Das Qualitätsmanagement hat sich nach bescheidenen Anfängen in den 1990er Jahren immer stärker an den Hochschulen, auch institutionell in Form von eigenen Stabsstellen und Beauftragten, verankert. Das Bewusstsein für diese Prozesse ist an den Unis zwar noch nicht flächendeckend vorhanden, eine zunehmende Professionalisierung ist aber spürbar, erklärte Gudrun Salmhofer von der Universität Graz im Gespräch mit APA-Science.
"Qualitätsmanagement-Systeme an sich haben erst relativ wenige Hochschulen, wir sind gerade erst dabei das aufzubauen", sagt Salmhofer über die Situation in Österreich. Die bis dahin schon häufig freiwillig durchgeführte Qualitätssicherung wird seit 2012 offiziell durch das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz geregelt. Öffentliche Unis und Fachhochschulen sind dadurch unter anderem verpflichtet, ihr Qualitätsmanagement-System periodisch durch ein externes Audit zertifizieren zu lassen. Ob sie dieses Audit durch die eigens geschaffene heimische Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) vornehmen lassen oder durch eine internationale Agentur, ist deren interne Entscheidung.
Während die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien etwa wegen der wirtschaftlichen Ausrichtung EQUIS-akkreditiert ist, hat man an der Uni Graz für das externe Audit die finnische Agentur FINHEEC auserkoren. "Wir haben uns bewusst für die finnische Agentur entschieden, weil vom Zugang und von der hochschulpolitischen Entwicklung her Finnland immer als Vorbild dargestellt wird und weil die Entwicklung und der Hochschulzugang ähnlich sind."
Keine vorgefertigten Modelle
Ein einheitliches Verständnis von Qualitätsmanagement und ein für alle Hochschulen vorgefertigtes Modell gibt es nicht. Ob Studierenden- und Absolventenbefragungen, eine Evaluierung der Curricula und Studiengänge - mittlerweile gibt es einen Mix aus Instrumentarien, die alle dem Qualitätsmanagement zuzuordnen sind. Im Vordergrund stehen hier strategische Entscheidungen, also auf welche Art sich die Hochschule präsentieren will - auch und vor allem, um dadurch Wettbewerbsvorteile zu erlangen.
Die Empfehlungen aus solchen Audits sind dann Gegenstand interner Beratungen, aber keinesfalls als Direktiven zu verstehen. "Was dann die Hochschule jeweils davon nutzt und welche Konsequenzen daraus gezogen werden, bleibt der Institution überlassen", erklärt Salmhofer. So habe FINHEEC der Uni Graz empfohlen, Lehrveranstaltungen wieder flächendeckend zu evaluieren. "Das werden wir aber nicht machen, weil wir das für uns nicht für sinnvoll erachten", erklärt Salmhofer. Vielmehr wolle man die Lehrveranstaltungen in einem Zyklus von fünf Semestern evaluieren, denn ansonsten drohe ein gewisser Überdruss - Stichwort "Evaluitis" - seitens der Studierenden, mit entsprechend niederen Rücklaufquoten bei den Befragungen.
Bei massiv schlechten Rückmeldungen zu einem Lehrenden müsse man aber auch hinterfragen, ob das Befragungs-Instrument genügend differenziere. Beispielsweise kann nicht vorhandenes Interesse für eine Lehrveranstaltung auch auf die Bewertung des Vortragenden abfärben. Grundsätzlich müsse es auch andere Formen des Feedbacks geben, so Salmhofer: "Man darf nicht alles auf Lehrveranstaltungs-Evaluierungen setzen und meinen, das ist das Patentrezept, um gute Lehre hinterfragen zu können - das ist es sicher nicht."
Vergleichbare Hochschulen
Den stärker werdenden Trend zur Qualitätssicherung sieht Salmhofer darin begründet, dass Hochschulen zunehmend Rechenschaft ablegen müssten, was sie tun, was also mit den Steuergeldern gemacht wird. "Dass es ein Hochschul-Qualitätssicherungs-Gesetz gibt, zeigt auch schon in diese Richtung. Man möchte die Hochschulen vergleichbar machen und dass der Maßstab angeglichen wird." Auch der Bologna-Prozess habe die Frage der Qualitätssicherung schon sehr früh in seinen Zielen verankert.
Dazu komme, dass rund um das Qualitätsthema auf Anbieterseite ein florierender Markt entstanden sei, argumentiert die Expertin: "Was in den letzten Jahren sehr stark forciert worden ist - Akkreditierungen, externe Qualitätssicherungen, Audits und dergleichen - da steckt schon auch ein ziemlicher Markt dahinter, von der Seite kommt sehr viel."
Andere Länder, andere Schwerpunkte
International gibt es trotz des Bologna-Prozesses, der ja den europäischen Hochschulraum untereinander vergleichbarer machen soll, durchaus unterschiedliche Voraussetzungen und Vorstellungen von Qualitätssicherung und -Management. In Deutschland etwa gebe es schon seit Jahren eine Akkreditierung von Studiengängen, der Fokus war also ganz besonders auf die Lehre ausgerichtet. "Langsam kommt man auch dort davon ab und überlegt, ob man nicht nur die Studiengänge akkreditiert, sondern das System selbst oder instutionelle Akkreditierungen macht - was das österreichische Qualitätssicherungs-Gesetz von Vornherein vorsieht."
Eine gewisse Hürde für das Qualitätsmanagement an den Hochschulen liegt für die Expertin oft im noch wenig ausgeprägten Qualitätsverständnis der Uni-Angehörigen. "Bei den Lehrenden ist das teilweise noch nicht angekommen. Die Uni ist eine Expertenorganisation und es ist manchmal sehr schwierig, die Leute zu einem Diskussionsprozess zu bewegen. Die Partizipation ist noch eine Herausforderung."
Der Impact jeglicher Qualitätssicherungsmaßnahmen ist oft ebenso schwer greif- wie messbar. "Was es sicher messbar bringt, ist eine Diskussion mit Experten zur Weiterentwicklung, das heißt, dass man einen Blick über den Tellerrand wirft und ein Feedback von außen erhält, wie machen es andere Institutionen", sagt Salmhofer.
Service: Am 9. und 10. Oktober findet an der WU Wien die "Internationale Tagung des Netzwerks für Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung der österreichischen Universitäten und der Wirtschaftsuniversität Wien" statt. Thema: "Eine Frage der Wirksamkeit? - Qualitätssicherung als Impulsgeberin für Veränderungen". Informationen im Internet: http://www.qm-netzwerk.at/Home/das_netzwerk/