"Netzwerken für Innovationen in der Fachdidaktik"
Im Bildungsbereich sind Netzwerke in jüngster Zeit attraktiv geworden. Dies hat unter anderem strukturelle Gründe: Es entsteht eine Lücke, da sich die zentralen Verwaltungsstrukturen auf Kontextsteuerung (z. B. Bildungsstandards) konzentrieren und gleichzeitig dezentralisiert, das heißt, mehr Verantwortung auf die Ebene der Schule verlegt wird. Hier sind intermediäre Strukturen gefragt. Das ist die Hauptfunktion von Netzwerken - Netzwerke verknüpfen und bündeln Kompetenzen.
Als Funktionen von Netzwerken im Bildungsbereich können Informationsaustausch unter den verschiedenen AkteurInnen (z.B. LehrerInnen, LehrerbildnerInnen, WissenschafterInnen, VertreterInnen der Schulverwaltung und von außerschulischen Institutionen), Lernen voneinander, Erhöhung der Durchsetzungskraft und Stärkung von Vertrauen genannt werden. Insgesamt werden dadurch die Bereitschaft und der Mut für Innovationen im Unterricht und in der Schule gefördert.
Das Projekt IMST als Netzwerk
IMST verfolgt als Projekt des Instituts für Unterrichts- und Schulentwicklung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt das Ziel, eine Innovationskultur zur Stärkung des MINDT-Unterrichts (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Deutsch und Technik) durch zwei einander unterstützende Strategien zu etablieren: Zum einen braucht es Innovationen, die an Schulen durchgeführt werden und die verbreitet werden müssen. Zum anderen braucht es eine Kultur der Auseinandersetzung und des Austauschs, um aus dieser Kommunikation Lern- und Entwicklungsprozesse in Gang zu bringen oder zu unterstützen. Finanziert wird das Projekt seit 1999 vor allem vom Bildungsministerium.
IMST fördert daher konkrete Unterrichts- und Schulprojekte mit sogenannten Themenprogrammen und setzt damit verstärkt inhaltliche Schwerpunkte, deren Ergebnisse verbreitet werden. Die Themenprogramme widmen sich aktuellen bildungspraktisch, -wissenschaftlich und -politisch relevanten Herausforderungen. Die Themen (u. a. kompetenzorientiert unterrichten; Informatik kreativ unterrichten; kompetent durch praktische Arbeit) richteten sich nach bildungsrelevanten Problemlagen sowohl pädagogischer als auch fachdidaktischer Natur. In den Teams der Programmträger arbeiten LehrerInnen und WissenschaftlerInnen an Pädagogischen Hochschulen und/oder Universitäten zusammen. Dies begünstigt die Verschränkung von Schulpraxis und LehrerInnenbildungsinstitutionen.
Aufbauend auf den vieljährigen Erfahrungen koordiniert IMST ein Netzwerkprogramm. Es bestehen in allen österreichischen Bundesländern Regionale Netzwerke, die von IMST unterstützt werden. Diese Netzwerke leben von einer lebendigen Balance von "bottom-up" und "top-down" Entwicklungen. Das heißt, LehrerInnen kooperieren mit LehrerbildnerInnen und VertreterInnen der Schulverwaltung und -administration. In den Bundesländern Steiermark, Salzburg und Oberösterreich haben sich auch im Pflichtschulbereich Bezirksnetzwerke gebildet. Diese Bezirksnetze bieten durch den überschaubaren räumlichen Bezug gute Möglichkeiten, fachdidaktische Entwicklungs- und Forschungsarbeiten in der Praxis durchzuführen. Zurzeit ist eine Initiative in Vorbereitung, Bezirksnetzwerke zu Lokalen Kompetenzzentren (LECC) weiterzuentwickeln. Regionale Kompetenzzentren (RECC) auf Basis bestehender Regionaler Fachdidaktikzentren an Pädagogischen Hochschulen und Universitäten haben sich bereits in allen Bundesländer entwickelt, wenn auch mit unterschiedlicher Dynamik (siehe www.imst.ac.at).
Eine große Bandbreite an Veranstaltungen wird in diesen Netzwerken fächerspezifisch, aber auch fächer- und schultypenübergreifend angeboten. Im Zentrum der Arbeit stehen die Organisation, Planung und Durchführung von Workshops, Seminaren und Vorträgen, die Schulprojektförderung, die Öffentlichkeitsarbeit sowie Vortragsreihen mit ExpertInnen im naturwissenschaftlichen MINDT-Bereich. Die Steuergruppe jedes Netzwerks bildet einen wichtigen Knoten für die Netzwerkarbeit. Sie ist die Kommunikations- und Planungsplattform für zahlreiche Schnittstellenaktivitäten des Netzwerks. Diese Dynamik der Netzwerkentwicklung in Österreich ist auch international bemerkenswert. Das Netzwerkprogramm und die Themenprogramme bedingen einander und interagieren im Sinne der Interventionsstrategie.
In den nächsten beiden Jahren wird es stärker darum gehen, die Entwicklung der Regionalen Netzwerke und von Regionalen Fachdidaktikzentren vor allem hinsichtlich erzielter Wirkungen vertiefter zu evaluieren und zu erforschen. Eine Herausforderung ist die Aufrechterhaltung des Anfangselans im Sinne einer nachhaltigen, qualitativen, dynamischen Entwicklung zwischen Strukturaufbau und Innovationsentwicklung.
Kontakt: http://ius.uni-klu.ac.at/franzrauch