Skills Lab: Üben am Plüschhund
"Was nicht am lebenden Tier geübt werden kann, können die Studierenden an Dummies ausprobieren", erklärt Klaus Riedelberger, wissenschaftlicher Leiter des Skills Lab "VetSim - simulating vet's life" an der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien. In Summe können hier 50 Aufgaben als Vorbereitung auf die klinische Praxis trainiert werden.
Die Benutzung des Skills Lab erfolgt freiwillig. "Das ist wie eine Bibliothek, man borgt sich eine Station aus, übt das und gibt sie wieder zurück", erklärt Vetmed-Vizerektorin Petra Winter gegenüber APA-Science. Im Zuge der neu festgelegten Lernziele werde das Skills Lab aber nun immer stärker auch im laufenden Unterricht eingesetzt. "Wenn es heißt: Der Studierende ist in der Lage, ein Auge zu untersuchen, dann muss das am Objekt vorgezeigt und geübt werden können", ist für die Rindermedizinerin klar.
Selbstständiges Arbeiten
Studentische Mitarbeiter betreuen die speziell ausgestatteten Praxisräume, doch eine permanente Supervision können sich die jungen Leute nicht erwarten. "Das ist nicht Sinn und Zweck der Übung", meint Riedelberger. Hier sollen die Studierenden ohne Druck und ohne, dass ihnen jemand dauernd auf die Finger schaue, in Ruhe üben können. "Wie nehme ich einem Hund Blut ab? Wie messe ich seinen Puls? Das sind Fertigkeiten, die man am Dummy gut üben kann", stellt Riedelberger fest. Nicht zuletzt aus Tierschutzgründen sei ein Skills Lab eine gute Sache - wenngleich ein Modell letzten Endes eben nur ein Modell sei und kein Schmerzempfinden äußern könne.
Das Feedback der Studierenden falle sehr positiv aus. "Sie haben das Gefühl, dass sie sich gut vorbereiten können und schlagen mitunter auch neue Aufgaben vor, wie das Sterilmachen vor einer OP, das ja in der Praxis sehr schnell gehen muss", so der Veterinärmediziner.
Der Umfang der Lehrinhalte würde zunehmen, die Anforderungen der Kliniken an die Studierenden seien gestiegen. "Vom Zeitlichen her läuft es heute in den Kliniken sicherlich straffer ab", ist er überzeugt. Prinzipiell stehen die Räumlichkeiten auch bereits Studienanfängern zur Verfügung, aber nicht alle Stationen sind bereits für sie geeignet.
Genaue Anweisungen
Zu jeder Übung gibt es genaue schriftliche Anweisungen. Angaben zum benötigten Material, die Aufgabenstellung, Sicherheitshinweise und der zumeist bebilderte Ablauf der Übung sollen größtmögliche Klarheit gewährleisten. Am liebsten kommen die Studierenden in Gruppen - "weil es lustiger ist" -, aber auch allein lässt sich das Skills Lab benutzen.
Patientenbesitzergespräche werden ebenfalls geübt. "Anhand vorgegebener Fälle wird mit Lehrenden trainiert. Hier geht es um das Schulen der Social Skills", erklärt Riedelberger. "Welche Fragen muss ich stellen, damit ich alles Wesentliche erfahre, ehe ich die Behandlung beginne?"
An einer Station im OP-Raum kann einem Hund ein Fremdkörper aus dem Bauch chirurgisch entfernt werden. Ein Hautimitat für das Üben von Nähten liegt ebenfalls bereit. An einem Narkosegerät besteht eine der Aufgaben darin, es mit den richtigen Einstellungen für einen Einsatz vorzubereiten. Daneben kann auch im Umgang mit Laborgeräten Sicherheit gewonnen werden.
In Humanmedizin längst Usus
Was in der Tiermedizin ganz neu ist, gibt es übrigens in der Humanmedizin im In- und Ausland schon längere Zeit - etwa an der Medizinischen Universität Wien, an der Innsbrucker Medizinischen Universität sowie an der Medizinischen Universität Graz, wo im Vorjahr Thomas Wegscheider von der Klinischen Abteilung für Spezielle Anästhesiologie, Schmerz- und Intensivmedizin für das Lehrprojekt "Famulaturlizenz" mit einem "Ars Docendi" ausgezeichnet wurde.