Ein sonniges Gemüt hilft in der Wissenschaft
Wissenschafterin wird man meist durch Zufall. Das bestätigte zumindest Katja Fröhlich, die beim Austrian Institute of Technology (AIT) als Labor- und Projektleiterin in der Forschung und Weiterentwicklung von Batterien, hauptsächlich für den Einsatz in der E-Mobility, tätig ist, im Gespräch mit APA-Science. Außerdem hilft es in der Forschung, wenn man "ein sonniges Gemüt" hat.
"Es war sicher nicht mein Ziel. Ich hatte früher ein ganz anderes Bild der Wissenschaft", erläuterte Fröhlich. Der Forscherberuf sei letztlich dem Zufall geschuldet. Während die gebürtige Burgenländerin an der Fachhochschule Wr. Neustadt, Campus Tulln, ihren Bachelor (Biotechnische Verfahren) absolvierte, stieß sie auf ein Praktikum (Zink-Luft-Batterien) der Technischen Universität Graz. Am dortigen Institut für Chemische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik kam sie dann so richtig auf den Geschmack. "Ich habe dort sehr viele Freiheiten genossen und konnte eigene Ideen umsetzen." Auf das Praktikum folgte eine weitere Tätigkeit als studentische Projektmitarbeiterin. In Graz schloss sie schließlich das Masterstudium Chemical and Pharmaceutical Engineering ab, wobei sie auf der TU angestellt war. Dort stellte Fröhlich außerdem fest, dass sie an dem Feld Ingenieurtechnik besonders interessiert war. "In Graz packte mich dann die Faszination für Batterien, die bis jetzt ungebrochen anhält." Über ihre Diplomarbeit kehrte sie nach Wien zurück, wo sie schließlich – bereits am AIT tätig – ihre Doktorarbeit fertigstellte.
Woran geforscht wird
Mit dem Wechsel zum AIT stieg die Wissenschafterin dann auch verstärkt in die - nicht nur, aber überwiegend - anwendungsnahe Batterieforschung ein. Der Fokus liegt quer durch die Wertschöpfungskette auf Anwendungen von Lithium-Ionen-Akkumulatoren in der E-Mobilität. Dabei deckt das Team um Fröhlich ein breites Spektrum ab, von der Suche nach neuen Materialien über die Elektroden- und Zellherstellung, Batterietests bis hin zur Diagnostik sowie der Simulation im Echtbetrieb.
Durch das Einsatzgebiet E-Mobility ergeben sich laut Fröhlich spezielle Fragestellungen, die sich z.B. von denen für Anwendungen im Sektor der erneuerbaren Energie oft massiv unterscheiden. "In einer Windanlage spielt die Größe der Batterie weniger eine Rolle als in einem PKW, wo letztlich jedes Kilo einen Unterschied machen kann. Ebenso müssen an eine Batterie im täglichen Verkehr besondere Sicherheitskriterien angewandt werden ", wies die Wissenschafterin auf spezielle Herausforderungen ihres Teams hin: "Wir wollen eine hohe Leistungsdichte und trotzdem auch eine hohe Energiedichte. Wir wollen, dass die Batterie sicher und leicht usw. ist. Das alles wollen wir dann ins Fahrzeug bringen."
Leben außerhalb des Labors
"Man nimmt immer etwas aus seinem Beruf mit in die Freizeit, besonders wenn man liebt, was man tut", könne Fröhlich sehr gut damit leben, dass die "Batterien" auch außerhalb von Büro und Labor oft Thema sein können. "Die E-Mobilität ist in aller Munde, da wird man dann schon auch darauf angesprochen. Mich stört das aber nicht sonderlich. Es kann in manchen Fällen durchaus auch befruchtend sein." So gebe es etwa Momente, wo privat ein professioneller Gedanke aufpoppt, der festgehalten werden will. "Das notiere ich mir dann schon", ist das für die Forscherin aber kein Problem.
Kontakte, Kontakte ...
Es sei aber schon auch gut, dass man aus dem Umfeld wegkommt, wo man ständig mit dem Beruflichen konfrontiert ist. Da können dann auch neue Ideen oder Gedanken kommen, die einen in der wissenschaftlichen Arbeit weiterbringen. Daher geht sie auch gerne hinaus und freut sich über jede Einladung zu Konferenzen, Meetings usw., das kommt ihrer Kommunikativität und Extravertiertheit entgegen.
"Mir gefällt dieses 'Hinausgehen' einfach. Man tauscht Ergebnisse mit internationalem Publikum aus, lernt neue Menschen kennen, erfährt deren Blickwinkel und bekommt enorm viele Inputs. Das ist interessant und befruchtend", schätzte Fröhlich das Reisen im Namen der Wissenschaft. Souverän reüssiert sie dann eben auch am internationalen Parkett. So wurde sie zum Beispiel im September beim E-MRS Fall Meeting der European Materials Research Society in Warschau für ihren Vortrag zum Thema "Materials for energy storage, production & harvesting applications" mit dem "Best Student Oral Presentation Award" ausgezeichnet. Die Qualität ihrer Arbeit gilt als exzellent, das hat ihr u.a. auch die Auszeichnung FEMtech-Expertin des Monats (November 2018) des Technologieministeriums (BMVIT) eingebracht. Apropos Kommunikation: Am Herzen liegt ihr außerdem die Nachwuchsförderung: "Ich arbeite gerne mit jungen Menschen." So nimmt sie regelmäßig an FIT-Workshops teil, wo Mädchen und junge Frauen für technische Studien und Berufe begeistert werden sollen. Außerdem betreut sie Diplomanden und Doktoranden.
Nachteile, welche Nachteile?
Wie schaut ein typischer Tag einer Jungforscherin aus? Da hält es Fröhlich ganz frei mit der österreichischen Poplegende Falco: "Das Typische an mir, i bin untypisch, ganz und goar." Das liebt sie auch an ihrem Job im AIT, die Freiheit in der Arbeitsgestaltung, die Flexibilität in der Zeiteinteilung, dass man sich jederzeit mit jeder Idee einbringen kann, usw. - dadurch gibt es für sie auch so etwas wie einen typischen, routinierten Tagesablauf nicht.
Auf die Frage, ob und welche Nachteile der Wissenschafterberuf habe, stockt das Gespräch. Fröhlich muss nachdenken, um schließlich zu dem Schluss zu kommen, dass ihr nichts einfällt: "Ich liebe einfach, was ich tue. Ich bin gern da", ist für sie der Beruf einfach Berufung. Ihre Begeisterung ist ansteckend, da wird die Technik plötzlich für Nichttechniker interessant und fassbar. "Ich bin nicht überarbeitet, habe aber nicht zu wenig zu tun. Wie man an den Beruf herangeht, ist wohl auch vom jeweiligen Menschentypus abhängig", erklärte die Batterieexpertin. Es werde schon den einen oder anderen Wissenschafter geben, der von seinem Engagement "gefressen wird, das gilt aber für alle Berufe."
Wenn man in der Forschung arbeite, seien jedoch "ein sonniges Gemüt ", Ausdauer, Hartnäckigkeit und Freude an der Kommunikation hilfreich. Man werke eben an sehr unterschiedlichen Dingen, probiere sehr viel aus und so manches funktioniere einfach nicht. Derartige Rückschläge dürfen einen dann nicht zurückwerfen – vor allem mental nicht. Fröhlich geht an das pragmatisch heran: "Man lernt aus allem, was man macht." Wenn etwas funktioniere, dann sei es umso schöner, "man darf halt nicht aufgeben."
Sachen, die nicht aufgehen, würden aber auch nicht publiziert. "Wieso ist das so?", fragte sich Fröhlich. Viele Wissenschafter könnten sich einiges an Zeit und Energie ersparen, würde es so etwas wie "Misserfolgspublikationen" geben. Das ist aber auch eine Kulturfrage.
Wie sich die Forschung finanziert
Fröhlichs Team bekommt Geld zu 40 Prozent aus der Basisfinanzierung, 30 Prozent durch Aufträge und weitere 30 Prozent durch ko-finanzierte nationale wie internationale konsortionale Projekte. Dadurch gibt es über Projekt- und Institutionsgrenzen hinweg eine durchaus fruchtbare Kommunikation. So können Forscher aus ähnlichen Bereichen von oft langjähriger Erfahrungen ihrer Kollegen profitieren. "Das gilt natürlich auch vice versa. Da ergänzen wir uns sehr gut." Prinzipiell habe Zusammenarbeit über Projekt- und Institutionsgrenzen eigentlich nur Vorteile, so werde meist auch kooperativ publiziert.
Von Hermann Mörwald / APA-Science