"20 Goldmedaillen im Vorfeld"
Österreichs (Technologie)-Unternehmen bei Sport-Großevents? Breit und gut aufgestellt, aber Potenzial noch nicht ausgeschöpft.
Goldmedaillen bei den Olympischen Sommerspielen in London? Ich drücke unseren Athleten die Daumen und wünsche ihnen viel Erfolg – mehr als eine Handvoll Medaillen soll es aber laut Auguren der Sportwelt nicht geben.
Ganz anders sieht es für Österreichs Unternehmen aus. Knapp 20 Goldmedaillen wurden im Vorfeld zu den Sommerspielen in London bereits eingefahren – ein großartiges Ergebnis. Wie kommt dieser Erfolg zustande und ist er steigerbar?
Österreichs Unternehmen haben sich in ganz unterschiedlichen „Bewerben“ bei den Olympischen Spielen durchgesetzt. Stellvertretend für alle seien einige angeführt: Doppelmayr mit einer futuristisch anmutenden Gondelbahn über die Themse oder die Verlängerung der Docklands Railway zum Olympiagelände durch die Firma Rhomberg Bahn. Im Olympiapark sei das Projekt Hauptzugangsbrücke ins Olympiagelände durch Waagner Biro und die dazugehörige Beleuchtung durch die Firma Bartenbach erwähnt. Teile des Olympia-bzw. Radstadions wurden durch die Firmen Seele Austria bzw. GIG Fassaden geliefert. Die Versorgung des gesamten Olympiageländes bzw. des Wildwasserparks mit erneuerbarer Energie durch Jenbacher bzw. Tisun sei hier auch angeführt. Fehlen darf natürlich nicht die Firma Frequentis, die modernste Kommunikationstechnologie für die Metropolitan Police lieferte und zur Sicherheit der Spiele beiträgt.
An dieser Stelle höre ich den Einwand: ja, aber abgesehen von Frequentis sind das keine Technologieunternehmen! Haben wir nicht mehr High-Tech zu bieten?
Was sind Technologieunternehmen? Wo beginnt Technologie? Natürlich gibt es Definitionen die allgemein Anwendung finden. Aus meiner Sicht zeigt sich allerdings in der Praxis, dass österreichische Unternehmen, die auf internationalen Märkten reüssieren viel mehr High-Tech bieten, als allgemein angenommen, auch wenn sie aus herkömmlichen Branchen wie z.B. Stahl- oder Maschinenbau etc. kommen.
Wären sie nicht High-Tech, könnten sie sich nicht gegen die starke Konkurrenz auf den Weltmärkten durchsetzen. Warum wird eine Firma wie z.B. Waagner Biro beauftragt, die komplexe Dachkonstruktion des Einkaufszentrums beim Olympia Park bzw. die Hauptbrücke in das Olympia-Gelände zu bauen? Weil sie als High-Tech Ingenieurbüro diese komplizierten Bauwerke planen und durchführen kann – den traditionellen Stahlbau hat sie mit High Tech und Mikrochiptechnologie kombiniert. Das verschafft Vorsprung. Ähnliches gilt für die Firma Wiehag, die mit großen freitragenden Holzkonstruktionen z.B. das Aquatic Center in Sunderland, das als Trainingscenter für die Olympischen Spiele verwendet wird, gebaut hat. Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzten.
Das gute ist daher die breite Basis auf der Österreichs Wirtschaft technologisch steht. Ob Software, Hardware, Maschinen- oder Stahlbau, Dienstleistungen, überall gibt es realistische Medaillenchancen durch Unternehmen, die in ihrer Sparte Technologieführer, sehr oft auch Weltmarktführer, sind.
Wie können die Medaillenchancen Österreichischer Firmen bei sportlichen Großevents bzw. generell am UK Markt in Zukunft gesteigert werden?
Die meisten Firmen sind, wie wir an den Beispielen oben gesehen haben, in ihrem Segment technologisch top. Lernen können wir allerdings, nicht zuletzt auch von den Briten, wie, Marketingaktivitäten verbessert werden können. Auch beim Aufbau und der Pflege der internationalen Netzwerke, bzw. der Vernetzung mit anderen Österreichischen Firmen gibt es noch Spielraum nach oben. Ganz generell ist auch noch eine Änderung der Einstellung, des „Mindset“, zum Thema Internationalisierung wünschenswert. Manchen Unternehmen genügen die vollen Auftragsbücher zu Hause und sie schrecken vor dem – gewiss vorhandenen - Risiko einer Auslandsexpansion zurück. Erst wenn die Aufträge im Inland zurückgehen, wird an Export gedacht. Dabei sollte eine Auslandsstrategie natürlich mittel- und langfristig geplant werden. Dies ist nicht eine Frage der Größe der Firma sondern eine der Einstellung. Wir sehen immer mehr kleine Unternehmen, die als „Born Globals“ in ihrer extremen Nische gleich die internationalen Märkte benötigen. Erst kürzlich wurden daher durch Präsident Leitl der Wirtschaftskammer Österreich nicht nur die Top-Exporteure geehrt, sondern auch die TOP Exporteure der Zukunft – kleine, tolle Firmen, die sich vor allem durch ihre Innovationskraft auszeichnen.
Um hier zu unterstützen, bieten wir im AussenwirtschaftsCenter London genau bei diesen Expansionsschritten konkrete Hilfestellung an, maßgeschneidert auf die Wünsche unserer Unternehmer. In London betreuen wir pro Jahr rund 1.100 Österreichische Firmen. Meist geht es vor allem darum Wege abzukürzen, teures Lehrgeld zu vermeiden helfen, so dass mit weniger Ressourceneinsatz und Risiko das „Medaillen“-Ziel erreicht werden kann.