Wenn Forschung auf das Bierglas trifft
In Innsbruck ist im Mai erstmals das "Pint of Science"-Festival, eine internationale Initiative zur Wissenschaftsvermittlung in Bars und Gasthäusern, "über die Theke" gegangen. In drei Lokalitäten konnten Interessierte zur selben Zeit bei Gerstensaft-Genuss verschiedensten Vorträgen lauschen. In einem wurde mit neuen Erkenntnissen zu Humor, Lachen und Schlaf aufgewartet.
Ein lauer Montagabend Ende Mai, im trendigen Bierlokal "Tribaun" in der Innsbrucker Museumsstraße ist nach außen hin alles wie gehabt: Ein bunt gemischtes Publikum mit einem leichten Überhang an studentischen Zeitgenossen frönt dem entspannten Abendprogramm bei Hopfen und Malz aller erdenklichen Sorten. Doch etwas abseits der Bar mit ihren unzähligen Zapfsäulen haben sich rund 60 nicht nur Alkohol-, sondern auch Wissensdurstige eng nebeneinandergesetzt, um der Österreich-Premiere des in London geborenen "Pint of Science"-Festivals zu lauschen.
Kathrin Kaehler vom Institut für Pharmakologie der Universität Innsbruck, ihres Zeichens auch Mitglied des Organisationsteams, reibt sich ob des regen Interesses die Hände. Der Veranstaltungsreigen, der sich über drei Abende erstreckt und ebenso viele Lokalitäten miteinbezieht, laufe ja gut an, meint sie am Eröffnungstag. Forschung, die lokal passiert, soll einer "breiten Masse" präsentiert werden. "Studenten sind dabei nicht unsere erste Zielgruppe", freut sie sich besonders über nicht wenige Besucherinnen und Besucher etwas älteren Semesters, die den Weg in das Tribaun gefunden haben.
Ursula Beermann vom Fachbereich für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik der Universität Innsbruck tritt vor die versammelte Schar. "Ka Schmäh! - Wie erforscht man Humor und Lachen?" lautet das Thema ihres kurzen Vortrages. Es tritt eine gewisse "Bierruhe" ein, interessiert wird ihren Ausführungen gelauscht. Das Gemurmel der abseits stehenden, nicht von "Pint of Science" in Bann gezogenen Lokalbesucher wirkt dabei aber keinesfalls deplatziert.
Eine von Beermanns Kernaussagen: "Echtes" Lächeln oder Lachen könne von "unechtem" durchaus unterschieden werden. Ein Zeichen für echtes Lächeln seien etwa die Fältchen an den Augen, so Beermann. Für das Wohlbefinden bzw. die Gesundheit ist Lachen laut der Wissenschafterin positiv, aber sie macht gleichzeitig anschaulich klar: "Wenn Sie krank sind, dann nicht nur lachen, sondern auch zum Arzt gehen."
Beermann übergibt den Redestab sodann an den Biologen Thomas Fenzl vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie. Dessen Ausführungen erregen noch größeres Interesse und lassen die Besucherinnen und Besucher ob der Spannung sogar die vor ihnen stehenden Gerstensäfte vergessen. Unter anderem nimmt Fenzl auf den massiven Einfluss des Schlafes auf unsere Verhaltensweisen anhand des Zusammenspiels von Schlaf und der Entstehung von Angsterkrankungen Bezug. So würden die sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) bei rund 20 Prozent der traumatisierten Menschen auftreten. Untersuchungen hätten ergeben, dass diese vorher an Schlafstörungen leiden.
Der Bayer räumt auch mit dem Vorurteil auf, dass alte Menschen nicht mehr einen solch erholsamen Schlaf finden würden wie jüngere.
Eine neue Studie widerlege das. Die ältere Generation schlafe nur anders. "Der Schlaf passt sich dem Alter an", erklärt Fenzl. Und man lernt: Schläfer ist nicht gleich Schläfer. Asiaten oder Mexikaner seien etwa sogenannte "polyphasische Schläfer". Ein polyphasischer oder mehrphasiger Schlaf ist ein Schlafmuster, bei dem der Schlafbedarf auf mindestens dreimal Schlafen pro Tag verteilt wird. Westeuropäer hingegen firmieren unter "monophasische Schläfer".
Das gar nicht schläfrige Publikum beschießt Fenzl im Anschluss noch mit vielen Fragen. Als diese abgearbeitet sind, werden die Schlaf- und Lacherkenntnisse noch bei dem einen oder anderen "kühlen Blonden" vertieft. Der Schlaf kann an Abenden wie diesem warten.
Von Wolfgang Eder, APA