Automatischer Zug macht Regionalbahnen attraktiver
Hinderniserkennung und funkbasierte Zugsicherung ermöglichen ein Sicherheitssystem für den automatisierten Schienenverkehr. Kompakte, fahrerlose Triebwagen für 25 Passagiere verbessern die Wirtschaftlichkeit bestehender Regionalbahnstrecken. Eine erhöhte Taktfrequenz macht Fahrpläne überflüssig.
In einer Forschungskooperation mit der Universität Salzburg und der Fachhochschule Wels erarbeiteten die Siemens AG Österreich und das Austrian Institute of Technoglogy (AIT) ein neues Bahnkonzept für automatisierte Regionalbahnen. Regionalbahnen, die wegen mangelnder Rentabilität von der Einstellung bedroht sind, werden so neue, effiziente Perspektiven eröffnet. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem oberösterreichischen Bahnbetreiber Stern & Hafferl in Vorchdorf und basiert auf der Dissertation eines Linzer Wirtschaftsinformatikers.
Im Gegensatz zu bereits bestehenden fahrerlosen Schienenfahrzeugen, wie der U-Bahn in Nürnberg oder Flughafen-Verbindungsbahnen, wie der vollautomatischen VAL von Siemens, soll die neue Regionalbahn nicht auf abgesperrten, sondern auf bereits existierenden Strecken durch offenes Gelände unterwegs sein. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz einer Hinderniserkennung und eines funk- und GPS-basierten Zugleitsystems. Dadurch werden Absperrungen oder aufwändige, bauliche Veränderungen auf der Strecke überflüssig. Die Aufgaben des Fahrers übernimmt ein autonomes System aus Laserscannern, Kameras, Radar-, Infrarot- und Ultraschallsensorik sowie einem Bordcomputer.
Integrierte Hinderniserkennung
Durch den fahrerlosen Betrieb kann die Frequenz erhöht werden. Zugfolgezeiten im S-Bahnbetrieb mit 10-Minuten-Intervallen werden so möglich und machen einen Fahrplan gänzlich überflüssig. Durch diese Attraktivitätssteigerung für den Fahrgast wird erwartet, dass sich das Passagieraufkommen auf Regionalbahnstrecken zumindest verdoppeln lässt.
Eine Simulation hat die erhöhte Wirtschaftlichkeit bestätigt: Die Ergebnisse zeigen, dass mit dieser autonom fahrenden Bahn die durchschnittliche Kostendeckung von Regionalbahnen von bisher 20 bis 40 % auf künftig bis zu 60 % gesteigert werden könnte. Bei der Vorstellung des Systems, das derzeit als Prototyp auf einem bestehenden Fahrzeug der Traunseebahn zwischen Vorchdorf und Gmunden verfügbar ist, wurde die tatsächliche Praxistauglichkeit demonstriert.
Die Hinderniserkennung erkennt Objekte wie Fahrzeuge, Personen oder Gegenstände mit einer Größe von 40 x 40 Zentimetern aus einer Entfernung von rund 100 Metern. Je näher der Zug dem Objekt kommt, umso genauer wird auch die Erkennung, sodass auch kleinste Objekte noch rechtzeitig erfasst werden und die Bahn automatisch angehalten werden kann. Bei Nebel, starkem Schneefall oder in der Nacht erreicht die Sensorik eine bessere Erkennungsleistung als das menschliche Auge, was eine Sicherheitsteigerung im Bahnverkehr verspricht. Mit ihrem wesentlich geringeren Gewicht als bisherige Garnituren könnten Fahrzeuge des autoBAHN-Systems (autoBAHN steht für autonom fahrende Bahn) auch die Unfallfolgen auf Regionalbahnen senken.