FH Technikum Wien eröffnet erstes Josef Ressel Zentrum
Die Fachhochschule Technikum Wien betreibt seit mehr als 15 Jahren Forschung & Entwicklung. Aktuell werden die Forschungsaktivitäten hauptsächlich in vier Forschungsschwerpunkten ausgebaut: eHealth, Embedded Systems, Erneuerbare Energie und Tissue Engineering. Am 1. Mai eröffnet die FH ihr erstes Josef Ressel Zentrum für Verifikation von eingebetteten Systemen.
Seit mehr als 15 Jahren wird der Bereich Forschung & Entwicklung an der Fachhochschule Technikum Wien systematisch aufgebaut und entwickelt. Die Fachhochschule Technikum Wien widmete sich am Beginn ihrer Forschungstätigkeit zunächst elektroniknahen Themen. Eines der ersten größeren Forschungsprojekte war das Projekt LEO (Low Earth Orbit Satelliten), in dem neue Anwendungen in der Satellitenkommunikation entwickelt wurden. Ab 2003 wurde Schritt für Schritt die Forschung im Bereich Embedded Systems auf- und konsequent ausgebaut. Im Laufe der Jahre kamen Forschungsaktivitäten in neuen anderen Bereichen wie Tissue Engineering oder Erneuerbare Energie dazu.
Forschungsschwerpunkte
Nach dieser Aufbau- und Wachstumsphase fand in 2011/12 ein Strategieentwicklungsprozess zur systematischen Weiterentwicklung im Bereich Forschung & Entwicklung statt. Im Zuge dieses Prozesses wurden folgende vier Forschungsschwerpunkte identifiziert:
- eHealth
- Embedded Systems
- Erneuerbare Energie
- Tissue Engineering
Die vier Forschungsschwerpunkte bilden das strategische Gerüst für geförderte Forschungsaktivitäten an der FH Technikum Wien. Neben der geförderten Forschung spielt die Auftrags-F&E seit einigen Jahren eine zunehmend wichtigere Rolle. Auftragsprojekte werden vorwiegend über die Technikum Wien GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Fachhochschule Technikum Wien, abgewickelt. Schon seit mehreren Jahren vertritt sie unter der Marke „Project Solutions“ verschiedenste Forschungs- und forschungsnahe Aktivitäten der Fachhochschule erfolgreich am Markt.
Forschung aktuell
Die Fachhochschule Technikum Wien betreibt derzeit insgesamt 60 Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von 2,9 Millionen Euro. Fast 50 Prozent dieser Projekte sind gefördert, nicht ganz 40 Prozent sind Auftragsprojekte. Das Forschungsvolumen hat sich zwischen 2007/08 und 2011/12 von 1,5 auf 2,9 Millionen Euro fast verdoppelt, die Anzahl der Projekte stieg von 37 auf 60. In den Jahren von 2007/08 bis 2011/12 starteten insgesamt mehr als 100 neue Forschungsprojekte an der FH Technikum Wien.
Ausgewählte Forschungsprojekte an der FH Technikum Wien
Die geförderten Forschungsaktivitäten der FH Technikum Wien konzentrieren sich verstärkt auf die vier Schwerpunkte eHealth, Embedded Systems, Erneuerbare Energie und Tissue Engineering. Nachfolgend ein bis zwei ausgewählte Projekte aus jedem der vier Forschungsschwerpunkte.
eHealth – Projekt Healthy Interoperability
Informations- und Kommunikationstechnologien sind aus dem Gesundheitswesen heute nicht mehr wegzudenken. Durch eine breite Vernetzung von eHealth-Komponenten und -Anwendungen und den gezielten Einsatz von modernen Technologien wie z.B. der Nutzung von mobilen Plattformen kann die medizinische Versorgung verbessert und eine höhere Beteiligung der BürgerInnen an ihrer Gesundheitsversorgung bzw. -vorsorge erreicht werden. Die große Herausforderung in diesem Zusammenhang besteht aktuell darin, dass viele der eHealth-Anwendungen unterschiedliche Sprachen sprechen und nicht miteinander kommunizieren können. Um diesem „Nicht-Kommunizieren-Können“ entgegenzuwirken, müssen der Datenaustausch zwischen Anwendungen und die ausgetauschten Dateninhalte harmonisiert werden und auf Basis internationaler Standards reibungslos funktionieren. Diese notwendige „Interoperabilität“ war Ausgangspunkt für das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und der Gemeinde Wien geförderte Projekt Healthy Interoperability. Ein interdisziplinäres ForscherInnenteam der FH Technikum Wien arbeitet im Rahmen des Projektes daran, nationale und internationale Standards zum Datenaustausch und zur Harmonisierung von Daten auf ihre praktische Umsetzbarkeit und Anwendung im Bereich eHealth hin zu analysieren und bei der Entwicklung neuer Hard- und Softwarekomponenten anzuwenden. Das im Laufe des Projektes erworbene Know-how wurde gemeinsam mit der ELGA GmbH inzwischen auch bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Konkret ging es um die Entwicklung eines einheitlichen elektronischen Laborbefundes auf Basis der HL7 Clinical Document Architecture (CDA) im Rahmen der Harmonisierung der elektronischen Dokumente der Elektronischen Gesundheitsakte. Das Ergebnis wurde Ende 2011 vorgestellt und fand national und international große Anerkennung.
Embedded Systems – Projekt AsTeRICS
Mehr als 2,6 Millionen Menschen in Europa haben Bewegungseinschränkungen in den oberen Extremitäten und viele von ihnen sind von Assistierenden Technologien abhängig. Da die Fähigkeiten von Menschen mit Bewegungseinschränkungen oft sehr unterschiedlich sind und sich im Laufe der Zeit verändern können, braucht es individuelle Lösungen, um ihnen uneingeschränkten Zugang zur modernen (digitalen) Gesellschaft zu ermöglichen. AsTeRICS ist ein flexibles, preisgünstiges Baukastensystem für individuell angepasste Assistierende Technologien. U.a. werden modernste Sensortechniken wie z.B. Augensteuerung (Eye-Tracking) mit verschiedenen grundlegenden Aktuatoren kombiniert. Daraus entsteht ein flexibles, adaptierbares System, mit dessen Hilfe Menschen mit körperlichen Einschränkungen mittels verbliebener Körperfunktionen verschiedenste Geräte bedienen können: Über eine Mensch-Maschine-Schnittstelle kann auf einen PC ebenso zugegriffen werden wie auf ein Mobiltelefon oder auch ein Gebäudeautomatisierungssystem. AsTeRICS steht für Assistive Technology Rapid Integration and Construction Set und ist ein EU-gefördertes Projekt (7. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission). Die FH Technikum Wien ist einer von neun Projektpartnern. Projektlaufzeit war von Jänner 2010 bis Dezember 2012. Geforscht wurde/wird im Institut für Embedded Systems.
Embedded Systems – Josef Ressel Zentrum für Verifikation eingebetteter Systeme
Am 1. Mai startet das erste Josef Ressel Zentrum an der FH Technikum Wien. Josef Ressel Zentren sind geförderte Forschungslabors an Fachhochschulen in Kooperation mit Unternehmen. Gefördert werden sie vom Wirtschaftsministerium, vergeben von der Christian Doppler Forschungsgesellschaft. Fünf Jahre lang werden sich die Forscher am Institut für Embedded Systems künftig damit beschäftigen, neue Ansätze und Lösungen zu entwickeln, Fehler in Computersystemen möglichst frühzeitig zu erkennen. Ausgegangen wird dabei von der sogenannten Runtime Verifikation: Die Testfunktionalität wird in diesem Fall in ein System verbaut, um so das System laufend auf bestimmte Zustände überwachen zu können. Projektpartner sind Bluetechnix GmbH, Loytec GmbH, Infineon AG, Kapsch TrafficCom AG und Siemens AG. Eingebettete Systeme (Embedded Systems) sind in unserem täglichen Leben allgegenwärtig: Mehr als 50 Embedded Systems sind z.B. in jedem Auto verbaut und übernehmen dort Aufgaben wie ABS, ESP, Servosysteme, Klima- und Komfortsteuerungen, Einparkhilfen etc. Embedded Systems sind aber auch in verschiedensten anderen Bereichen anzutreffen: in Haushaltsgeräten, im Gebäudemanagement, in Geräten in der Medizintechnik, zur Verkehrssteuerung, in Industrieanlagen u.v.m. Gegenüber mechanischen und/oder hydraulischen Lösungen bieten sie den Vorteil, dass sie flexibler und effizienter gestaltet werden können und vielfältig programmierbar sind. Die Verifikation, sprich die Überprüfung, ob die entwickelten Systeme die vorgesehenen Aufgaben auch unter allen Bedingungen zuverlässig erfüllen, ist eine der zentralen Herausforderungen beim Entwurf von Embedded Systems.
Erneuerbare Energie – Projekt proKlim+
Das Projekt proKlim+ beschäftigt sich mit der Optimierung des Heiz- und Kühlbedarfs von Gebäuden durch intelligente Vorsteuerung unter Berücksichtigung von Wetterprognosedaten. Die Ergebnisse aus dem Vorgängerprojekt proKlim, wonach je nach Gebäudetyp das Einsparungspotenzial bei bis zu 41 Prozent liegt, werden im Rahmen von proKlim+ am Beispiel des ENERGYbase nunmehr konkret umgesetzt. Mithilfe der Simulationsumgebung Dymola werden Day-Ahead-Bedarfsberechnungen erstellt und in entsprechend aufbereiteter Form der Gebäudeautomatisierung zur Verfügung gestellt. Unter Berücksichtigung von Wetterprognose und Komfortparametern können verschiedene Optimierungsziele wie minimaler Energieverbrauch, geringe Raumtemperaturschwankungen und maximaler Eigenverbrauch der erzeugten Solarenergie erreicht werden. Das Projekt ist ein gefördertes und im Institut für Erneuerbare Energie an der FH Technikum Wien angesiedelt. Geforscht wird gemeinsam mit den Projektpartnern AIT – Austrian Institute of Technology und UBIMET, einem der führenden Wetterdienstleister in Zentral- und Osteuropa. Fördergeber ist die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im Rahmen des Forschungsprogramms „Haus der Zukunft“.
Tissue Engineering – Projekt reacTissue
Im Projekt reacTissue, das im April 2012 startete, beschäftigt sich ein von der Stadt Wien gefördertes Kompetenzteam mit der Weiterentwicklung von Tissue Engineering Bioreaktoren für klinische Anwendungen. Bioreaktoren sind ein wichtiger Bestandteil bei der Züchtung von Zellen im Labor: Sie „trainieren“ Zellen, indem diese bestimmten Kräften ausgesetzt werden, um sie so auf ihre späteren Aufgaben vorzubereiten: Spätere Muskelzellen werden z.B. einer Zugkraft ausgesetzt. Die Stimulierung von Gerüstsubstanzen zur Herstellung von Gewebe bzw. zur Ansiedlung von Zellen unter möglichst physiologischen Bedingungen ist entscheidend, um aus körpereigenen Zellen im Labor funktionelles Gewebe zu züchten, das reimplantiert werden kann. Die extrakorporale Stimulierung der Zellen durch Stoßwellen kann dabei zu einer verbesserten Geweberegeneration führen, wie sie seit Jahren bei der Behandlung von chronischen Wunden in der klinischen Anwendung beobachtet wird. Offensichtlich spielt hier wie bei Bioreaktoren das biologische Prinzip der Mechanotransduktion, d.h. wenn ein Vorgang, der mit einem mechanischen Impuls startet, mit einer biochemischen Reaktion endet, eine entscheidende Rolle. Die abwechselnd mechanische Stimulierung im Bioreaktor einerseits und durch die Stoßwelle andererseits stellt einen innovativen Ansatz dar, der dank langjähriger Kooperationen mit namhaften Institutionen wie dem Ludwig Boltzmann Institut für klinische und experimentelle Traumatologie und dem Austrian Cluster for Tissue Regeneration auch international Anerkennung finden könnte. Das Projekt reacTissue, das im Institut für Biochemical Engineering an der FH Technikum Wien angesiedelt ist, baut auf den Kompetenzen des FHPlus-Projektes NewTissue – Neue Ansätze in der Geweberegeneration und Tissue Engineering auf. Bereits gewonnene Erkenntnisse werden für die Lehre noch besser nutzbar gemacht.
Rückfragehinweis: Fachhochschule Technikum Wien Mag. Andrea Russ-Linder T: +43 1 333 40 77-456 M: andrea.russ-linder@technikum-wien.at