F&E an österreichischen Fachhochschulen
Etwa 42.000 Studierende betreiben derzeit an den 21 Fachhochschul-Erhaltern ein Studium. Forschung & Entwicklung (F&E) hat das Selbstverständnis und die strategische Ausrichtung des FH-Sektors von Beginn an mitgeprägt:
- nur wenn geforscht wird, kann eine Hochschulausbildung mit hoher Qualität langfristig gewährleistet werden („Lehre ohne Forschung läuft leer“);
- durch F&E kann die Weiterentwicklung, die Aktualität sowie die Anwendungsorientierung der Lehre gewährleistet werden;
- FH-MitarbeiterInnen können sich mit F&E fachlich und persönlich weiterentwickeln;
- der immer stärker werdenden regionalen Nachfrage nach F&E kann durch Fachhochschulen Folge geleistet werden;
- die Fachhochschulen tragen zur Steigerung des gesamtösterreichischen Forschungsvolumen (Lissabon-Ziel) bei.
F&E an den österreichischen Fachhochschulen zeichnet sich seit jeher durch regionale Verankerung gekoppelt mit Umsetzungsorientierung, aber auch durch internationale Einbettung aus. Besonderes Augenmerk liegt auf der raschen Umsetzbarkeit und nachhaltigen Wirkung der F&E-Ergebnisse in Industrie und Gesellschaft (transferorientierte F&E). Die Hebelwirkung der eingesetzten F&E-Mittel ist dadurch entsprechend hoch. Zudem erfolgt die Umsetzung meist durch interdisziplinäre Teams (Wissenschaftler und Praktiker), was üblicherweise zu besseren und schnelleren Lösungen führt.
Die F&E-Aktivitäten der österreichischen Fachhochschulen richten sich nach den Stärkefeldern der österreichischen Wirtschaft, wie auch nach den wesentlichen Zukunftsthemen auf nationaler und internationaler Ebene (Energie, Mobilität und Verkehr, IKT, Produktion). Insbesondere die Kooperation mit KMU ist ein wichtiger Pfeiler der FH-Forschung.
Aufgrund der starken Ausrichtung auf die heimische Wirtschaft und das österreichische Innovationssystem sind die Fachhochschulen stark an entsprechenden naturwissenschaftlich-technischen Studierenden interessiert. Im tertiären Bildungssektor graduieren pro Jahr über 40% der AbsolventInnen im Bereich der Technik-Ingenieurwissenschaften an Fachhochschulen.
Die an den österreichischen Fachhochschulen gelebte Praxisbezogenheit wird künftig auch in den Doktoratsstudien an Bedeutung gewinnen. Der internationale Trend geht in die Richtung, Doktoratsstudien mit starkem Berufsfeldbezug zu konzipieren. In einigen Staaten (zB Großbritannien, Irland, Deutschland) sind derartige Doktoratsprogramme bzw. -kooperationen bereits verwirklicht worden. DoktorandInnen sollen dadurch in den Regionen gehalten werden. Ziel der österreichischen Fachhochschulen ist es, künftig kooperative Doktoratsstudien gemeinsam mit Universitäten anbieten zu können.
Von Beginn an ist die F&E an Österreichs Fachhochschulen gesetzlich verankert. Die Gründungsphase war daher auch durch den Aufbau von Lehrveranstaltungen mit F&E-Bezug geprägt. Um den Forschungs- und Technologietransfer zu fördern wurden auf Fachhochschulen zugeschnittene Forschungsprogramme gestartet. Durch diese Anschubfinanzierungen ist die F&E an den österreichischen Fachhochschulen stetig gewachsen. So beträgt das Projektvolumen der abgeschlossenen Projekte im Bereich der technischen Wissenschaften für den Zeitraum 2005 bis 2012 über € 70 Mio., im Bereich der Sozialwissenschaften fast € 50 Mio. und im Bereich der Naturwissenschaften über € 40 Mio. In diesem Zeitraum wurden ca. 3.900 Forschungsprojekte durchgeführt und abgeschlossen. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch das seit 2008 erfolgreich bestehende Projekt „Josef-Ressel-Zentrum“, das längerfristige F&E-Kooperationen zwischen Fachhochschulen und der Wirtschaft unterstützt. Bisher wurden fünf Josef-Ressel-Zentren genehmigt, ein Antrag befindet sich in Evaluierung, ein weiterer Antrag wurde eingebracht.
Allein die Frage der Finanzierung von F&E an Fachhochschulen wurde seit Bestehen des Sektors nicht zufriedenstellend gelöst. Trotz des beachtlichen F&E-Wachstums in den letzten Jahren und der Qualität der Projektergebnisse ist die F&E der österreichischen Fachhochschulen nicht nachhaltig abgesichert. Es besteht keine direkte Finanzierung und Unterstützung seitens der öffentlichen Hand. Die Studienplatzfinanzierung des Bundes bezieht sich ausdrücklich auf „die laufenden Kosten des Studienbetriebs“ und beinhaltet kein Budget für den Aus- und Aufbau von Infrastruktur oder F&E. Diese Situation ist komplett konträr zum europäischen Trend, wo die F&E an den Fachhochschulen immer mehr forciert wird, um auch die mittelständischen Unternehmen vermehrt in F&E einzubinden.
Um die Kontinuität in der Forschung zu gewährleisten, ist eine nachhaltige und verlässliche Finanzierung der Forschung an Fachhochschulen notwendig. Daher fordert die FHK eine Basisfinanzierung für F&E und würde – was die Governance und staatliche Förderung betrifft – eine Bereinigung der Zuständigkeiten begrüßen.