Automatische Züge und Maschinen, die Maschinen entwickeln
Damit Lokalbahnstrecken mit hoher Taktfrequenz und somit auch wirtschaftlich rentabel befahren werden können, braucht es hochmoderne Sicherheitssysteme (siehe Artikel "SATLOC"). Sollen die Züge automatisch – also ohne Lokführer – unterwegs sein, steigen die Anforderungen an das Sicherheitssystem nochmal um ein vielfaches (siehe Artikel "autoBahn").
Die beiden Beispiele sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern zeigen zwei reale Problemstellungen aus der Wirtschaft, die Siemens in Forschungskooperationen mit österreichischen Fachhochschulen gelöst und im ersten Fall bereits zur Marktreife gebracht hat. Bei Fragen rund um das Thema Schienenverkehr hat Siemens mit dem Welthauptquartier für Schienenverkehr in Wien und dem Welthauptquartier für Fahrgestelle in Graz über die vergangenen Jahre sehr viel Know-how und Innovationskraft in Österreich aufgebaut, die das Unternehmen in Forschungskooperationen einbringt.
Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E), sowie Kooperationen mit Fachhochschulen zahlen sich für Siemens aus, denn Technologie ist ein Motor für nachhaltiges Wachstum. Moderne Technologien setzen intensive Forschungsarbeit voraus. Siemens Österreich hat sich über die Jahre hohe Innovationskraft aufgebaut und viel Geld und Engagement in F&E investiert. Die F&E-Investitionen der Siemens AG Österreich lagen 2012 bei über 250 Mio. Euro. Bei Siemens arbeiten in Österreich rund 1.200 MitarbeiterInnen in der Forschung und Entwicklung. Daher spielt Österreich seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle auf der globalen Forschungslandkarte des Konzerns. 8 sogenannte „Research Groups“ – also Expertengruppen, die zu spezifischen Fachthemen forschen – sind am Standort Österreich beheimatet.
Vorteile von Forschungskooperationen für beide Seiten
Siemens geht in der Forschung intensive Kooperationen mit Fachhochschulen ein. Ziel ist einerseits die Forschungskompetenz der FHs zu nutzen und andererseits längerfristige Kooperationsbeziehungen zwischen Wirtschaft und Universitäten aufzubauen. Die Vorteile von Kooperationen mit FHs liegen auf der Hand: Das Unternehmen profitiert von der Forschungskompetenz der Fachhochschulen und kann früh mit jungen High-Potentials in Kontakt treten. Fachhochschulen profitieren dank enger Kooperationen mit Unternehmen von der Praxisnähe und Praxisrelevanz ihrer Forschungsprojekte. Entwicklungen von Fachhochschulen können mithilfe von Siemens zur Marktreife gebracht werden. Siemens bringt bei Kooperationen unterschiedliche Problemstellungen ein, die neue Ansätze und Lösungen erfordern – die Forschungsfragen kommen also direkt aus der Praxis. Forscher der FHs liefern dem Unternehmen direkt messbare Ergebnisse.
Aktuellste Kooperation: Josef Ressel Zentrum
Das aktuellste Beispiel ist die Kooperation zwischen Siemens und anderen Unternehmen mit der FH Technikum Wien beim Betrieb eines neuen Forschungszentrums. Im neuen Josef Ressel Zentrum wird an der Verifikation von eingebetteten Computersystemen geforscht. Egal ob wir Auto fahren, Wäsche waschen, Aufzüge verwenden, Musik hören oder telefonieren – verborgene Computersysteme, die miteinander kommunizieren und Informationen austauschen, helfen dabei, dass sich diese Tätigkeiten bequem erledigen lassen. Diese sogenannten „eingebetteten Systeme“ stecken heute praktisch in fast allen Geräten.
„Derzeit kommunizieren Systeme miteinander, die speziell dafür konzipiert wurden. Künftig sollen in sogenannten Systems-of-Systems Ansätzen aber Systeme unterschiedlichster Anbieter miteinander verbunden werden. In einem Smart Building muss zum Beispiel ein Intelligenter Stromzähler mit einer Lampe, einer Waschmaschine oder einem Kühlschrank kommunizieren, die alle von unterschiedlichen Herstellern stammen“, erklärt Johann Notbauer von der Siemens-Forschungsgruppe „Electronic Design“ die Herausforderung. „Es darf nicht sein, dass es zu Problemen in der Stromversorgungn kommt, nur weil die Komponenten von unterschiedlichen Herstellern nicht zusammenspielen“, so Notbauer.
Maschinen entwickeln Sicherheitssysteme
Zur Gewährleistung eines korrekten Betriebes werden die Systeme um sogenannte Safety-Funktionen erweitert. Solche Safety-Funktionen in Computersystemen müssen derzeit manuell entwickelt werden. Das macht die Entwicklung aufwendig. Künftig soll der Entwicklungs- und Implementierungsprozess automatisiert ablaufen. „Wir geben vor, was gebraucht wird, die Umsetzung lassen wir dann von der ‚Maschine’ erledigen“, skizziert Notbauer das kurzfristige Forschungsziel, an dem ab Mai 2013 im Josef Ressel Zentrum gearbeitet wird.
„Zusätzlich brauchen wir einen Ansatz, der es möglich macht, auch in sicherheitsrelevanten Bereichen Systems-of-Systems Konzepte einzusetzen. Und das möglichst schnell, effizient und sicher“, so Notbauer zur langfristigen Vision.
Die Kooperation mit der FH bringt viele Vorteile mit sich: „Das Know-how in Bezug auf die Forschungsfragen ist bei der FH Technikum Wien schon vorhanden. Wir müssen also nicht von Null beginnen. Umgekehrt wissen wir, was am Markt schon angewendet wird und wo es Forschungsbedarf gibt“, freut sich Siemens-Forscher Notbauer über die Kooperation. Eingebettet ist das neue Josef Ressel Zentrum in die FH Technikum Wien, die Forschungsfragen kommen aus den beteiligten Unternehmen (Bluetechnix Mechatronische Systeme GmbH, Infineon Technologies Austria AG, Kapsch TrafficCom AG, Loytec electronics GMbH und Siemens AG Österreich). Finanziert wird die Forschungskooperation von den beteiligten Unternehmen und aus der öffentlichen Hand.
Quelle: Siemens